Malaysia 2023

Malaysia 2023

Autoren: Anke und Joachim

Datum: August/September 2023

Ankunft Kuala Lumpur Airport

Wir landen von Sabah, Borneo kommend am Flughafen Kuala Lumpur am Domestic Terminal. Unsere Autovermietung befindet sich aber am International Terminal. So begann eine kleine Wanderung durch diesen sehr großen und sehr unübersichtlichen Flughafen. Um ans Ziel zu kommen noch ein klappriger Shuttlebus, und schon stehen wir eine Stunde später am richtigen Ort. Unser Auto für die nächste Zeit ist ein kleiner Perodua Axia. Groß genug für unser Gepäck und ganz praktisch, wie sich noch herausstellen sollte. Vor allem leicht zu fahren im Gewühl der Innenstädte und einfach zu parken in den kleineren Gassen. Von der Autovermietung bekamen wir noch eine aufladbare Magnetkarte für die Autobahnmaut, die sich einfach an Tankstellen und auch an den Mautstationen der Autobahnen aufladen lässt.

Kuala Selangor – „10 000 Kelip-Kelip“

Unser erstes Ziel 100 km nördlich die Stadt Kuala Selangor am gleichnamigen Fluss, der nicht weit von der Stadtmitte aus ins Meer mündet. Zum Sonnenuntergang fahren wir am Flusslauf entlang einige Kilometer Richtung Meer. Hier gibt es eine Stelle am Fluss, an der nach Sonnenuntergang tausende von Glühwürmchen (malaiisch Kelip-Kelip) zu leuchten anfangen. Zu sehen allerdings nur vom Fluss aus. Wir kamen etwas zu früh an und lernten eine interessante britische Familie kennen. Die Mutter malaiischer Abstammung, der Vater Türke, vier Kinder, darunter ein Autist. Wir hatten eine interessante und lustige Wartezeit und da es immer vier Personen pro Ruderboot sein sollen, wurden wir mit eingeladen, denn es waren ja noch zwei Plätze frei. Die Mutter hatte großen Spaß, als sie dann auch noch mit ihrem malaysischen Ausweis die beiden Boote zum Einheimischen Preis bezahlen kann. Super auch für uns, denn auch hier sind die Preise für Touristen grenzwertig hoch. Auf flachen Holzbooten und einem Ruderer am Heck geht es zuerst Fluss aufwärts. Dann die ersten Mangrovenbüsche, Berembang genannt, mit den sich darin verteilten Glühwürmchen. Mittlerweile ist es stockdunkel und der Halbmond versteckt sich hinter Wolken. Nur in diesen Büschen versammeln sich die Glühwürmchen und die Weibchen blinken um die Wette, um ein Männchen anzulocken. Dazu eine fast unwirkliche Stimmung, windstill, kein Geräusch zu hören, außer wenn die Paddel sanft ins Wasser tauchen. So gleiten wir fast lautlos über das Wasser von einem Berembang voll mit Glühwürmchen zum nächsten. Auch der autistische Sohn, der mit seinem Vater in unserem Boot saß, entspannte sich, denn ihm war die Schwimmweste und das kleine Boot ungeheuer. Die Zeit auf dem Ruderboot ging so schnell dahin, wir hätten noch länger bleiben können. Ein wunderschönes Erlebnis!

Die Insel Penang

Auf dem Weg zur Insel Penang, welche östlich der Halbinsel Malaysia liegt, fahren wir gut 350 km mehr oder weniger an der Küste entlang Richtung Norden. Vorbei an ausgedehnten Ölpalmen Plantagen. Je näher wir dem Meer sind, sehen wir auch Kokosnusspalmen und hin und wieder kleinere Städte und Dörfer. An den Straßen stehen viele kleine Stände an denen Getränke, Kopi (der Kaffee, wie er hier auf malaysisch heißt) und Essen angeboten wird. Nach so vielen Kokosnusspalmen die wir vom Auto aus sahen, wollen wir nun eine Kokosnuss trinken und halten dazu an einem kleinen Stand am Straßenrand an. Mutter und Tochter teilen sich die Arbeit und da beide gut englisch sprechen kommen wir ins Gespräch. Einen Stand kann jeder an der Straße aufbauen und etwas verkaufen, wenn der passende Abstand von einem Meter eingehalten wird. Die Mutter erzählt, dass sie in Rente sei und mit 58 Jahren noch fit und hat nun diesen Stand vor zwei Monaten aufgemacht. Als es um unser Alter geht, ein großes Erstaunen, dass wir auch schon in ihrem Alter sind, was sie kaum glauben kann. Wir probieren bei ihr zum Kokosnusssaft auch noch einen Shrimp-Fritter mit Erdnuss-Sauce, sehr lecker. Ihre Tochter hat gerade Semesterferien und hilft mit. Sie studiert Mikrobiologie im 2. Semester und da hat Anke ihr gleich von ihrer Diplomarbeit über Bakterien und Plastikabbau im Klärschlamm erzählt, was die Tochter mit Erstaunen zur Kenntnis nimmt.

Am Ende eines langen Fahrtags erreichen wir unser Hotel, welches kurz bevor die Straße an einem Nationalpark endet, liegt. Hier wollen wir erst einmal einen ruhigen Tag am Strand verbringen, bevor wir uns eine der meist besuchten Städte, George Town, anschauen. Das Hotel liegt am Rand eines sehr ruhigen Fischerdorfes. Es gibt hier nur zwei Hotels und keinen touristischen Rummel, wie an anderen Stränden auf Penang, an denen wir vorbei gefahren sind. Schwimmen im Meer konnten wir nicht, denn es gibt Warnschilder vor Quallen und bei unserem Spaziergang am Hafen hatten wir auch eine Qualle im Wasser gesehen. Kein Risiko, der Pool im Hotel war auch schön.

Der Drei Tempel Tag

Unser Weg nach George Town führte uns am größten buddhistischen Tempel in Südostasien vorbei, dem Kek-Lok-Si-Tempel (Tempel des höchsten Glückes). Die Errichtung begann 1890 und erst 20 Jahre später wurde er eingeweiht. Es folgten immer mehr Anbauten und Erweiterungen und es wird weitergebaut. Die Anlage zieht sich an einem Hang in die Höhe und die Besichtigung startet an einer Andachtshalle. Goldene Bodhisattvas an der Stirnseite und an den Wänden überall kleine goldig funkelnde Buddhas. Die Decke ist monumental, verziert mit Holzschnitzereien und feinen farbig leuchtenden Bemalungen.

Dann führt der Weg weiter zur Pagode der 1000 Buddhas. Etwas runtergekommen die Innenräume, aber die Aussicht von der Spitze der Pagode über die Stadt lohnte den Aufstieg.

In einer weiteren Halle gibt es die Möglichkeit schmale Stoffbänder mit diversen aufgedruckten Wünschen zu kaufen. Diese werden dann zu den Wünschen anderer an einen Ast gehängt, sodass der Wind die Wünsche weitertragen kann. Da haben wir gleich zugeschlagen: „continous run of wealth luck“, „bodily health“, „living together in harmony“, „world peace“. Da kann doch jetzt nichts mehr schief gehen!

Der Höhepunkt des ganzen Komplexes ist der stehende Buddha, 36 Meter hoch und aus Bronze, der über allem thront. Hier an der höchsten Stelle der Anlage fing es dann richtig heftig an zu regnen, aber zum Glück gibt es überall in der Anlage Souvenir-Shops, die natürlich auch Regenschirme für unvorbereitete Besucher verkaufen. So kamen wir nicht ganz durchnässt am Auto an.

Unser Tag sollte aber noch mehr Tempelbesuche beinhalten. Nächstes Ziel der thailändische und der burmesische Tempel, beide buddhistisch und sie liegen praktisch einander genau gegenüber. In der Mittagssonne glänzen beide mit ihren reich verzierten goldenen Dächern und Türmchen. Der Thai-Tempel Wat Chayamangkalaram ist deutlich bunter gestalltet mit seinen Naga-Schlangen und Tempelwächtern vor dem Eingang und dem großen liegenden Buddha in der Halle.

Hinter dem liegenden Buddha finden sich kleine Nischen, darin die Urnen von verstorbenen Menschen die alle Anfang des 20. Jahrhunderts geboren wurden. Auf den davor angebrachten Glasplatten die Namen und weitere Details, oftmals in chinesischen Schriftzeichen. Interessant zu sehen welche Fotos die Verwandten gewählt haben um den Verstorbenen ein Gesicht zu geben.

Der burmesische Tempel Dhammikarama mit den typischen nach oben verlaufenden goldenen Spitzen auf den Pagoden und Stupas. Im Garten einige für uns eher nach Disney Figuren aussehende Statuen. Wir tun uns schwer all die mystischen Götter, Feldherren, Fabelwesen aus der buddhistischen Lehre zu identifizieren und zu würdigen. Der große weiße aufrechtstehenden Buddha in der Haupthalle, umringt von wunderschönen detailreichen Holzschnitzereien hatte für uns aufgrund seiner Erhabenheit eine besondere Anziehung.

George Town | die Altstadt | UNESCO Weltkulturerbe seit 2008

Die Stadt liegt am Meer an der Seefahrtsroute ausgehend von Südchina, vorbei an Singapore, vorbei an Malakka und ist die letzte Station bevor im Mittelalter die Chinesen und Araber sich auf den indischen Ozean begeben haben um gegenseitig Waren zu handeln. Ein strategisch wichtiger Fleck auf der Landkarte und von daher auch kein Wunder, dass die Briten hier 1786 sowohl ein Fort als auch einen Handelsstützpunkt errichteten. Den Platz hatten sie dem herrschenden Sultan im Austausch für militärischen Schutz abgehandelt. Von daher der heute noch gültige Name George Town, einfach weil der damalige britische König eben George hieß.

Die East India Company machte Geschäfte und chinesische Händler ließen sich unter britischem Schutz nieder und wurden recht schnell sehr reich, was sich im Stadtbild bis heute zeigt. Große chinesische Herrenhäuser und Mansions. Mitunter hundert Meter tiefe Häuser für große Familien mit wunderbar dekorierten Fassaden. Was zum wirtschaftlichen Erfolg der Chinesen beigetragen hat, sind die Clanhäuser die alle aus der Zeit um 1830 stammen. Große Komplexe mit Wohnungen für ankommende Immigranten aus den Herkunftsdörfern. Dazu eine Art Arbeitsamt wo für die Neuankömmlinge Arbeit und Auskommen organisiert wurde. Rückzugsorte für die ansässigen Händler des eigenen Clans um Geschäfte abzusprechen und dazu noch einen üppig ausgestatteten und geschmückten Tempel mit den Gottheiten aus der alten Heimat. Meist aus Südchina. Besonders erfolgreich waren vier Großfamilien die ab 1806 eingewandert sind und bis heute weite Teile des Geschäftslebens dominieren.

So sind auch die vielen Tempel in George Town zu erklären. Wobei es Chinesisch buddhistische, chinesisch taoistische und chinesisch daoistische Tempel zu bestaunen gibt. Und in allen wird die Religion gelebt.

Dazwischen liegen die Moscheen der Moslems, die sich hier aus zwei verschiedenen Volksgruppen zusammensetzten. Zum einen die Malaien und zum anderen Einwanderer, die Mitte des 19. Jahrhunderts aus Südindien kamen und die ihren Islam mitbrachten.

Andere Einwanderer aus Indien brachten den Hinduismus mit, und so finden sich im Stadtbild auch die farbenfrohen und mit vielen Götterstatuen verzierten Hindutempel. Die wenigen christlichen Kirchen im schlichten weiß ihrer Fassaden machen dagegen wenig Eindruck. Dadurch, dass die Bevölkerungsmehrheit aus ethnischen Chinesen besteht, fühlt sich das ganze Leben in George Town an wie in einer kleinen chinesischen Stadt, wie sie sich auch in China finden lässt. Einzig großer Unterschied: Little India. Auch hier, kein Unterschied zum Mutterland. Es riecht nach Indien, dazu die laute und so typische Musik die auf die Straße schallt, die Goldgeschäfte, die Geldwechsler, die Shops für Saris und an jeder Ecke zur Straße offene Restaurants, die für den Geruch in der Luft sorgen.

Wir lassen uns treiben, besuchen so wie sie kommen die Tempel, die Museen und die vielen kleinen Cafés in denen perfekter Cappuccino serviert wird und dazu eine grandiose Auswahl an Kuchen. Zwischen all dem aber auch Zeichen des Verfalls. Große Häuser, schmale Häuser, lange Gebäude die sich selbst überlassen sind und an denen der Zahn der Zeit nagt.

Aber auch dieser morbide Charme ist Teil der großen Attraktivität von George Town. Was insgesamt dafür sorgt, dass auch jede Menge Touristen hierherreisen. Manche Straßenzüge haben ihr ursprüngliches Straßenbild verloren. Es schieben sich nur noch vor allem asiatische Touristen an Eisdielen, T-Shirt Shops, billigen Souvenirständen vorbei. Halten für ein kurzes Foto an den Instagramm Punkten an, posieren dann vor der Kamera und schnell weiter. Nichts für uns, aber auch Teil von George Town.

Ein ganz anderer Teil von George Town findet sich in der deutschen Geschichte verborgen. Von 1942 bis 1944 war der Hafen der Stützung der deutschen U-Boot Flotte in Südost Asien. Nachdem die Japaner die Briten vertrieben hatten überließen sie einen Teil des Hafens der Kriegsmarine.

So wie wir die Malaien bisher kennengelernt haben, sind sie auch in George Town. Offen, interessiert, weit über das in anderen Ländern so nervige „where do you come from?“ Meist beginnt dann eine nette Konversation. Oder so geschehen am Vormittag in einem chinesischen Tempel. Anke im Gespräch mit einigen Damen und erfährt, dass deren aktuelles Lieblingslied einen Cha-Cha-Cha Rhythmus hat. Sie aber nicht wissen wie die Schrittfolge geht. Nichts einfacher als das. Joachim nimmt eine der Damen an den Händen und sogleich geht es los. Seit vor Platz -Cha-Cha-Cha – Seit rück Platz – Cha-Cha-Cha. Alle haben Spaß und nach wenigen Minuten geht es schon ganz gut. Etwas hüftsteif, aber gut.

Nur ein paar Häuserecken weiter an einem daoistischen Tempel. An einer großen Feuerschale wird Höllengeld verbrannt. Simples Papier mit Geldscheinaufdruck. Wir beobachten die Szene und werden von den Tempelbesuchern über das Warum aufgeklärt. Was wir uns aus der komplexen Erklärung merken können. Es ist ein bestimmter Monat, das Verbrennen soll den Ahnen helfen und der Rauch die Übermittlung ins Jenseits übernehmen.

Die Stadt Kuala Kangsar

Auf unserem Weg nach Ipoh sehen wir auf der Autobahn ein Werbeschild für den Bundesstaat Perak, den wir gerade durchfahren. Auf dem Schild ist unter anderem eine beeindruckende Moschee zu sehen. Ein Blick auf die Straßenkarte, dann nochmal in Google Maps geschaut und wir beschließen einen kleinen Umweg zu machen. Die Moschee liegt in Kuala Kangsar, dem Sitz des Sultans von Perak, wie sich am Eingangsportal des Ortes herausstellt. Die Moschee Masjid Di Raja Ubudi hat mehrere vergoldete Kuppeln, viele kleine und große Türme und Torbögen und die Architektur sieht für uns maurische aus. Tatsächlich ist sie an den Mogulstil aus Indien angelehnt. Es ist noch vor 14 Uhr und dem Nachmittags-gebet und so dürfen eintreten. Anke hatte eh schon eine lange Hose an, schlang sich ihr langes Tuch um den Kopf und Schultern, quittiert mit einem Daumen nach oben vom Wächter. Joachim bekam einen Umhang, der seine nackten Beine umhüllte und los ging es. Ein schöner großer heller Raum, ein riesiger Kronleuchter hängt von der Kuppel herab, alles sehr gepflegt. Männer beten im vorderen Teil und die Frauen müssen sich zum Beten mit einem Platz hinter einem Paravent ohne Sicht auf die Mihrab zufriedengeben.

Neben dem Parkplatz entdeckten wir dann noch ein altes unbewohntes herrschaftliches Haus. Komplett errichtet aus Holz und damit dem Verfall in den Tropen preisgegeben.

Das hat sich gelohnt, hier einen Stopp einzulegen. Und der Ort hat nicht nur eine tolle Moschee zu bieten, sondern auch noch einen neuen Sultanspalast in einem riesigen Garten, der allerdings nicht besichtigt werden kann. Dafür steht in der Nähe der alte Sultanspalast aus dem Jahr 1916. Ein Holzgebäude auf Stelzen, die Wände aus Rattan Geflecht. Alles in den Farben Gelb und Schwarz gehalten. Ein bisschen wirkte es auf uns wie ein altes englisches Herrenhaus unter Plamen.

Die Stadt Ipoh

Ipoh ist die fünftgrößte Stadt in Malaysia mit rund 700.000 Einwohnern. Eingegrenzt von steilen und spitzen bewaldeten Kalksteinhügeln, hat diese Stadt eine große Flächenausdehnung. Im Tal von Ipoh gab es große Zinnvorkommen, die in den 1920er und 1930er Jahren abgebaut wurden und die Stadt so zu Reichtum kam. Dies sieht man noch recht gut in der Altstadt an den Shophouses, die leider alle nicht so gepflegt sind, wie in George Town. Dazu etliche kolonial anmutende Gebäude, von denen einige gerade restauriert werden. Der Bahnhof ist besonders auffallend mit seiner kolonial britischen Front.

Nach Ipoh sind wir gefahren um die Höhlentempel rund um die Stadt zu besichtigen. Der erste Tempel der auf unserer Route liegt ist der Perak Tong Cave Temple. Er wurde von chinesischen Einwanderern 1926 in die 120 Meter hohe Kalksteinhöhle gebaut. In den Kammern und Nischen der Höhle finden sich verschiedene Buddhastatuen. Die goldenen und angestrahlten sind am beeindruckendsten im Dämmerlicht. Die Wände sind oft glatt verputzt und bieten so Platz für Wandmalereien. Ganz unterschiedliche Künstler haben an den Wänden der Höhle Götterfiguren, chinesische Landschaften und heilige Tiere gemalt. Eine sehr besondere Atmosphäre.

In unmittelbarer Nachbarschaft der Sam Poh Tong Temple dessen Eingang von zwei sehr großen Wächterfiguren bewacht wird. Direkt dahinter ein Laughing Buddha. Das sind die dicken, sitzenden und freundlich lachenden Buddha-Figuren. Diese Höhle verfügt über einen schmalen Durchgang der in einem von hohen Kalksteinfelsen eingerahmten Areal mündet. Zu unserem Erstaunen befindet sich hier ein fünfstöckiges Tempelgebäude. Abgeschlossen, nicht genutzt, Pflanzen wachsen aus den Stufen und auf den Dächern und somit auch nicht zu besichtigen. Wir fragen uns, wie kamen die Baumaterialien nur hier her? Sicher nicht mit dem Helikopter über die Felsen. Es musste alles durch die enge Höhle transportiert werden. Im Außenbereich des Tempels spazierten wir dann noch durch eine chinesische Miniatur-Parklandschaft mit Bonsai-Bäumen, Teich und darin reichlich Fische. Für unseren Geschmack etwas kitschig.

So richtig kitschig und grell wurde es dann im angrenzenden Ling Sen Tong Temple. Die Höhle ist flach und klein, ein schmaler Altar und viele kleine Buddhastatuen waren aufgereiht. Hier qualmten allerdings die Räucherstäbchen in den Opferschalen und die Räucherspiralen von der Decke so stark, dass wir kaum Luft bekamen und die Augen begannen zu tränen. Also gleich wieder raus. Vor dem Eingang dann sehr bunte und schrille Figuren, goldene Drachen und Konfuzius mit einem seltsamen grünen Einhorn. Was immer das zu bedeuten hat?

Die Cameron Highlands

Unsere Fahrt von Ipoh aus in die Cameron Highlands führte raus aus der Tiefebene. Die Straße steigt immer leicht bergan, die letzten Häuser bleiben zurück und der Wald wird dichter. Wir fahren 50 Kilometer und links und rechts der Straße nur unberührter Urwald. Das satte Grün mit all seinen Facetten hatte uns wieder. Angekommen auf einer Höhe von 1500 Meter und damit auch mit einem angenehmen Klima, beginnt dann schlagartig der Gemüse und Obstanbau auf Feldern und in Gewächshäusern. Diese werden auch noch an den steilsten Stellen in die Berghänge gebaut. Teilweise werden kleinere Hügel und Bergflanken abgetragen, um Terrassenfelder anzulegen oder Gewächshäuser auf Stelzen zu setzen, um Anbaufläche zu schaffen. Die Cameron Highlands sind eines der Hauptanbaugebiete für Gemüse und so finden sich links und rechts der Straße alles für die Bauern. Dünger, Erntekisten, Folie, Bewässerungsschläuche und Pflanzenschutzmittel. Das Pflanzen und Ernten wird komplett händisch erledigt. Praktisch ausschließlich von Gastarbeitern aus Indien, Bangladesch oder Indonesien.

BOH Tea Plantation bei Tanah Rata

Wir hatten ein wenig unterschätzt, dass wir nicht nur am Nationalfeiertag hierherfahren, sondern auch noch in einer Schulferienwoche. Es gibt nur eine einzige Straße durch die Cameron Highlands und die war heillos verstopft mit Autos. Wir standen im Stau, wie an einem Feiertag bei uns zu Hause Richtung Süden ins Allgäu. Nach 45 Minuten zähem Stau, dann endlich die Abzweigung zur BOH Tea Plantation. Wir biegen ab und versuchen einfach mal unser Glück, obwohl wir schon damit rechnen, dass es hier auch trubelig zugehen wird. Der Verkehr auf der sehr schmalen Zufahrtsstraße zur Plantage wurde von zwei Sicherheitsmännern der Plantage geregelt und ein großer Parkplatz sorgte für ein reibungsloses Parken. Die Sonne schien von einem satt blauen Himmel und die Tee-Felder strahlten in tiefsten Grün. Ein Anblick von dem wir uns kaum abwenden konnten. Am Nachmittag zogen auch noch ein paar weiße Wolken über den blauen Himmel. Darunter die in langen Reihen stehenden Teebüsche die Bergflanken auf und ab. Unglaublich schön. Trotz der vielen Ausflügler ein wunderbarer Nachmittag. Mit den Malaien und anderen Touristen aus aller Welt stellten wir uns geduldig in die Schlange am Restaurant für einen Tee und leckeren Kuchen und bestaunten von einer Terrasse aus die vom Menschen erschaffene Natur.

Berg Trekking auf den Wanderwegen Nr. 10 + 6

Trekking in den Cameron Highlands ist eine gute Idee, um der Natur hier nahe zu kommen. So stehen wir am nächsten Tag früh auf, genießen in einem indischen Restaurant Bananen-Honig-Roti und Tee und machen uns gestärkt auf den Weg, den Einstieg zum Wanderweg Nr. 10 zu suchen. Erst noch 15 Minuten durch den Ort und dann geht es ohne Übergang hinein in den Bergwald. Weg Nr. 10 soll an einem Bergrücken enden und einen wunderbaren Blick über die gesamten Highlands ermöglichen. Der Weg nach oben steil über Wurzelwege, hinauf zum Aussichtspunkt. Oben angekommen dann tatsächlich ein weiter Rundumblick über die Cameron Highlands.

Zum Abstieg hatten wir den Weg Nr. 6 hinunter ins Tal geplant. Der Weg sehr steil, lehmig, sehr rutschig und oft auch völlig überwachsen. Nach einer halben Stunde war es aber geschafft und wir konnten auf einem Fahrweg weiterlaufen. Der Fahrweg ist angelegt um die hier beginnenden ersten Gemüsefeldern mit den Pickups versorgen zu können und die Ernte abfahren zu können. Am Weg entlang sehen wir auch dass Teile des Bergwalds gerodet werden, um Platz für weitere Gemüsefelder zu schaffen. Ohne Kunstdünger und Herbizide geht hier auch nichts. Joachim will es genau wissen und findet etliche 5 Liter Kanister „Round Up“. Monsanto, also die Bayer AG, macht auch in Malaysia gute Geschäfte.

Nach 2,5 Stunden dann endlich die Abzweigung in die Teepflanzungen von Cameron Bharat. Ein schmaler Weg am Fuße der Teefelder schlängelt sich durch diese Plantage, begleitet von einem kleinen Bächlein. Malerischer geht es kaum.

Angekommen an unserem Ziel, dem Parkplatz mit dem dazugehörenden Restaurant, dann der grobe Kontrast zu unserer vier Stunden Wanderung praktisch allein durch die Natur. Ein Ausflugstrubel bei dem hunderte Menschen sich auf der Terrasse drängeln und alle machen Selfies mit den Teeplantagen im Hintergrund. Autofahrer suchen genervt einen Parkplatz, ein Reisebus entlässt fünfzig Chinesen auf einmal. Wir hatten hier keine Lust uns in den Trubel zu stürzen und versuchten ein Grab-Taxi für die Heimfahrt zu bekommen. Keine Chance, denn die Straßen waren mal wieder alle verstopft. Also begannen wir den Fußweg zurück, obwohl wir schon vier Stunden Wanderung hinter uns hatten und jetzt sollten es nochmal 50 Minuten werden! Dann hielt auf einmal ein Auto vor uns an, Joachim klopft ans Fenster und fragt die Fahrerin ob sie ein Grab-Taxi sei. Sie verneinte, fragte aber, wo wir denn hinwollten. Nun zurück in die Stadt. OK, wir sollen einfach einsteigen, sie nimmt uns mit. Und sie hatte nur gehalten, um ihr Eis am Stiel auszupacken. So sind die Malaien, immer aufgeschlossen, unkompliziert und hilfsbereit. Mit unsere Hijab tragenden Fahrerin hatten wir ein nettes Gespräch und wir waren froh nicht laufen zu müssen.

Abends landeten wir zum zweiten Mal im gleichen indischen Restaurant wie am Vortag. Das Essen indisch scharf, für uns gerade noch Ok, aber unglaublich lecker. Die Auswahl des Restaurants war aber nicht leicht, da es dutzende indische Restaurants gibt, die sich ganz auf die indisch stämmigen einheimischen Touristen einstellen und natürlich auch die weltweiten angereisten Touristen versorgen.

Der Taman Negara Nationalpark

Der älteste und flächenmäßig größte Nationalpark Malaysias. Auf 4.343 km² Fläche erstreckt sich tropischer Primärregenwald. Hier erhebt sich der höchste Berg der malaiischen Halbinsel, der Gunung Tahan, mit 2.187 Meter Höhe. Viele größere und kleinere Flüsse schlängeln sich von den Bergen in der Mitte des Parks hinab und münden schließlich in den breiten Fluss Sungai Tembeling. Wir wohnen ein paar Kilometer vor dem beschaulichen Dorf Kuala Tahan. Das kleine Hotel Balai Serama Guesthouse, in dem wir übernachten, besitzt einen blütenreichen Garten und eine Terrasse, die hoch über dem Fluss liegt. Und so sitzen wir nach einem langem Fahrtag zufrieden mit einer Tasse Tee dort und schauen einfach dem erdig braunen Wasser zu, das Fluss abwärts strömt.

Um in den Nationalpark zu gelangen, muss der Fluss überquert werden und das mit kleinen Booten, die sobald zwei Passagiere da sind sofort übersetzen.

Im Nationalpark selbst sind gut ausgeschilderte Wanderwege angelegt, die wir auch ohne einheimischen Führer selbst gehen können. Für längere und weitere Ausflüge in den Regenwald, benötigt man dann allerdings einen Führer. Wir haben uns auf eigene Faust auf den Weg gemacht. Zunächst geht es noch auf einem Plankenweg bequem dahin, aber dann endet dieser einfach und es geht auf der Erde weiter. Durch den vielen Regen ist der gut einen Meter breite Weg an den Steigungen tief ausgewaschen und so geht es über Wurzeln und hohe Lehmstufen weiter. Immer tiefer und in den Wald hinein. Es ist sehr schweißtreibend. Die hohe Luftfeuchte bei gut 30 Grad Lufttemperatur und dann noch bergauf. Puh das war extrem. Nach vier Stunden Wanderung waren wir komplett nassgeschwitzt.

Zurück am Parkeingang, dann mit einem der kleinen Boote zurück ins Dorf, zu unserem Auto und schließlich im Hotel auf die Terrasse. Müde, zufrieden und wieder mit einer Tasse Tee. Von der oft beschrieben Biodiversität des Regenwalds ist allerdings wenig zu sehen. Mal abgesehen von den vielen verschiedenen Pflanzen, die in so vielfältigen Formen und Farben auftreten. Hin und wieder zwitschert mal ein Vogel, ohne dass man ihn im dichten Dschungel sehen könnte. Von den Insekten, außer den Ameisen und Terminten, die den Weg kreuzen, ein paar Schmetterlinge, den lautstarken Zikaden und einen riesigen Tausendfüßler, wenig zu sehen. Keine Schlangen, keine Warane, keine Eidechsen, aber einen gut getarnten Frosch haben wir entdeckt. Von Affen, Tapiren oder gar Schleichkatzen ganz zu schweigen, auch wenn Schilder an der Zufahrtsstrasse zum Park sogar vor Elefanten warnen!

Für den zweiten Tag im Nationalpark sind wir extra früh los, denn wir wollen den „Canopy Walk“ machen. Einen gut 500 Meter langen Hängebrücken-Pfad durch die Baumwipfel. Es ist hier meist immer voll und lange Wartezeiten sind vorprogrammiert, denn es dürfen immer nur 4 Personen auf einmal auf die Hängebrücken und sich dann auf den Baumplattformen aufhalten. Wir haben Glück. Als wir beim Start ankommen ist außer uns noch niemand da und so geht es gleich rauf auf die erste Plattform und dann auf die erste Hängebrücke. Wie der Name sagt, es hängt und schwankt ganz ordentlich, die Planke auf der man läuft ist gerade mal 25 Zentimeter breit. Runter schauen auf den Waldboden ist erstmal nicht. Auf der ersten Plattform angekommen, dann in Ruhe eine andere Perspektive des Regenwalds genießen, so auf halber Höhe zwischen Boden und dem Blätterdach. Ein schönes Erlebnis auch wenn man keine spektakulären Dinge erwarten darf.

Im Anschluss sind wir dann noch einmal an eine schöne Stelle am Ufer eines der kleineren Zuflüsse des Sungai Tembeling im Nationalpark gelaufen und haben dort an einer Sandbank mit direktem Blick auf den gegen über liegenden Wald die friedliche Stimmung in uns aufgenommen. Diese Stelle mit der Sandbank hatte uns schon am vorherigen Tag in den Bann gezogen. Und dann raschelte es in den Bäumen über uns und wir konnten eine ganze Familie kleiner Makaken beobachten, wie sie sich Früchte aus einem Baum am Ufer suchten, die Schale aufbissen und letztlich die innere Frucht verspeisten. Die harte Schale haben sie einfach fallen gelassen. Und wir mehr oder weniger darunter. Groß haben sie sich nicht stören lassen. Der eine oder andere hat uns beide aber schon aus sicherer Warte fixiert, was wir da unten aus ihrer Sicht eigentlich wollen. Untereinander wurde auch lautstark die Rangfolge geklärt, wer an welche Früchte zuerst darf.

Diesen Zufluss, den Sungai Tahan, haben wir am Nachmittag noch mit einem schmalen und flachen Boot mit Außenborder weiter stromaufwärts erkundet. Eine wunderschöne Fahrt tiefer in den Wald hinein. Der Fluss ist nicht tief und das Wasser fast klar, im Gegensatz zum erdigen Sungai Tembling. An einer Stelle wurde ein umgestürzter Baum gerade mit der Motorsäge zerlegt, um die schmale Fahrtrinne frei zu halten und es war erst nicht klar, ob wir mit dem Boot vorbeikommen oder ein Stück durchs Wasser waten müssen. Aber unser Bootsführer versuchte es und es gab von allen umstehenden Männern, die den Baum zersägten einen Applaus, als wir durch waren. An einer breiten und steinigen Stelle am Ufer war dann Schluss mit der Bootsfahrt. Von hier zu Fuß noch ein paar Meter den Flusslauf hinauf zu Stromschnellen. Dort gab es die Möglichkeit zu baden. Joachim konnte der Versuchung nicht widerstehen und sprang hinein ins kühle Nass des Flusses. Anke wollte wenigstens die Füße ins Wasser hängen. Beim Schuhe ausziehen dann Blut im Socken und im Schuh. Das war ein Blutegel. Wie der in den Schuh rein und vor allem wieder raus kam ist uns ein Rätsel. Schmerzhaft ist die kleine Wunde nicht. Nur blutete es Stunden lang. Zurück zum Boot und langsam Flussabwärts. Später Nachmittag und oft ist es so, daß die Tiere nach der Hitze der Mittagsstunden wieder aktiver werden. So konnten wir noch einige Affen in den Bäumen sehen, Eisvögel auf der Lauer und auch kurz einen Otter am Flussufer. Leider kann das Boot in der Strömung nicht einfach halten und so sind es nur kurze Momente der Beobachtung.

Malakka – UNESCO Weltkulturerbe-Stadt seit 2008

Nach den vielen Tagen, die wir jetzt in der Natur verbracht haben, freuen wir uns nun auf Malakka. Bis wir aber ankommen müssen wir noch gut 200 Kilometer aus dem Landesinneren ans Meer fahren. Es geht wenig spektakulär so dahin. Ölpalmenplantagen, wir durchqueren etliche Städte, fahren mitunter Kilometerlang an Straßendörfern entlang und dann beginnt schleichend Malakka. Der Verkehr nimmt zu, die Straßen werden breiter, die ersten Hochhäuser kommen in Sicht. Unser wunderbares Hotel steht am Rand von Little India. Am Spätnachmittag machen wir uns dann zu Fuß auf den Weg in die Altstadt. Schauen uns ein bisschen um, denn die eigentliche Stadtbesichtigung wollen wir am nächsten Tag angehen. Den Abend beginnen wir mit zwei tollen Cocktails am Fluss. Die schmale Uferpromenade ist mit Bars und Restaurants gesäumt, aber kaum Besucher. Auch ein nettes Restaurant finden wir so recht nicht. Auf dem Weg zurück ins Hotel liegt dieser Teil von Malakka völlig verlassen im Dunkeln, bis auf die Straßenbeleuchtung. Es ist erst 21:00, aber die Stimmung ist wie weit nach Mitternacht. Keine Fußgänger, kaum Autos auf den Straßen.

Nach einem ausgiebigen Frühstück machen wir uns auf, die Stadt zu besichtigen. Malakka, auf Malaiisch Melaka, gehörte im Mittelalter mit Singapur und Penang zu den Straits Settlements, also den Häfen an der Handelsroute durch die Meerenge von Malakka. Auf dem Weg zwischen Arabien, Indien und China. Der natürliche Hafen, der zudem an einer Flussmündung liegt, wurde von persischen, tamilischen, chinesischen, bengalischen und arabischen Kaufleuten genutzt. Hier wurden Seide, Gewürze, Gold, Silber, Perlen, Opium und Sklaven gehandelt. 1509 landeten dann die Portugiesen in dieser Stadt. Sie vertrieben den Sultan und errichteten eine Festung auf dem Hügel über der Stadt. 130 Jahre regierten sie, bis die Holländer 1641 nach monatelanger Belagerung die Macht übernahmen. Danach nahm die Bedeutung des Hafens immer weiter ab, da die Holländer Batavia, das heutige Jakarta auf Java, favorisierten. Schließlich besetzen die Engländer 1795 die Stadt im Rahmen der napoleonischen Kriege, damit sie nicht den Franzosen in die Hände fiel. Erstaunlich in welchen Weltgegenden sich die Europäer bekriegten. Als Handelsstützpunkt präferierten die Engländer, unter Sir Stamford Raffles, allerdings Singapur und so erlangte Malakka nie wieder die Bedeutung, die es vor dem Eintreffen der Europäer hatte.

Spuren haben aber alle Kulturen hinterlassen und das zeigt sich im kolonialen Erbe der Stadt. Das Zentrum ist der „rote Platz„. Seit 1911 sind hier fast alle Gebäude rot angestrichen. Um den Platz herum steht unter anderem die Christ Church, von den Holländern 1750 errichtet und heute eine anglikanische Kirche. In der Kirche verteilen sich an den Wänden viele Plaketten, die uns interessiert innehalten lassen. Auf denen finden sich wenige Daten, von hier Verstorbenen: Name, wann geboren, wann gestorben, mitunter Beruf, militärischer Grad. Auffällig für uns, dass viele Frauen liebevolle Erwähnungen finden. Viele in jungen Jahren schon gestorben. Oft im Kindbett. Was waren das für Frauen, die sich zur damaligen Zeit aufgemacht haben, um in Malakka zu leben? Und wie viele Frauen waren es überhaupt damals?

Am roten Platz steht dann auch noch das „Stadthuys“ aus dem Jahre 1656, das ehedem holländische Rathaus. Dahinter geht es einen Hügel hinauf, den St. Paul`s Hill. Obenauf in der Ruine der ehemaligen Kirche wurden riesige Grabplatten geborgen und an den Wänden aufgestellt. Die Inschriften auf Holländisch oder Latein. Jede Grabplatte würde sich auch so in jeder beliebigen europäischen Kirche finden lassen. Begraben wurden Kapitäne, herausragende Kaufleute und Missionare. Sehr spannend diesen Teil der Geschichte so plastisch zu erfahren!

Wir gehen den Hügel auf der Rückseite wieder hinunter und kommen an Resten der portugiesischen Festung vorbei, der Porta de Santiago. Weiter geht es für uns zum Istana, einer Replika des ehemaligen Sultanspalasts. 1460 vor Ankunft der Europäer abgebrannt und wurde erst in den 1970er Jahren aufgrund alter Zeichnung nachgebaut. Dieses große zweistöckige Holz-Gebäude beinhaltet ein kleines Museum, in dem versucht wird, das Leben des ehemaligen Sultans darzustellen. Was mehr oder weniger aus unserer Sicht klappt. Was uns gut gefällt ist die eisige Klimaanlage, denn mittlerweile ist schon wieder ganz schön heiß und schwül.

In der Altstadt, die sich nicht umsonst „Chinatown“ nennt, reihen sich dann die typischen Shophouses aneinander. Praktisch in allen findet sich heute entweder ein Restaurant, ein nettes Café, ein Bubble Tea Shop oder einfach ein Souvenirgeschäft. Malakka ist touristischer Hotspot und ganz auf asiatische Touristen eingestellt. Uns interessieren mehr die chinesischen und hinduistischen Tempel, die sich in den parallel verlaufenden Straßen finden. Dort steht auch eine architektonisch besondere Moschee. Die Kampung Kling Moschee wurde ursprünglich 1748 erbaut, und im 19. Jahrhundert erweitert und zwar um ein besonderes Minarett. Dieses passt mit seinen maurischen Stilelementen nicht ganz hierher. Was auch nicht dazu passt sind die riesigen Lautsprecher die hervorstechen. Wir finden sie etwas überdimensional für dieses doch recht kleine Minarett.

Keine 500 Meter weiter die schmale Straße entlang, ein chinesischer Tempel. Hier überrascht uns ein besonderer Altar. Klein und mit ausschließlich schwarzgesichtigen Heiligenstatuen darin. Davor auf einem Tisch ein Kegel, halber Meter hoch aus Zigarettenstummeln, wohl für die „letzte Zigarette“. Dazu noch gut fünfzig Guinness-schwarze Bierdosen für das „letzte Bier“. Auch Spielkarten lagen dabei und eine Flasche Wodka.

Auch wenn wir schon einige chinesische Clanhäuser besichtigt haben, konnten wir hier nicht vorbeigehen. Das Baba & Nyonya – Stadthaus. Das ehemalige Wohnhaus einer sehr reichen chinesischen Familie, welches heute ein tolles Museum ist. Es wirkt auf uns als hätte die Familie vor vielen vielen Jahren einfach das Haus verlassen und wäre gleich wieder zurück. Sehr schön und aufschlussreich fanden wir die schwarz-weiß Fotographien vom Anfang des 20. Jahrhundert bis in die 50iger Jahre des 21. Jahrhunderts. Es wurde damals in Weiß Tennis gespielt, auf den Hochzeitsbildern die Braut in Weiß, der Bräutigam im europäischen Anzug mit Fliege oder Krawatte. Schön dazu: Außer uns am Nachmittag im ganzen Haus keine Touristen.

Vom vielen besichtigen, laufen und schauen ziemlich kaputt, dazu noch die Hitze ist unser erster Weg im Hotel, rauf aufs Dach und rein in den Swimmingpool. Ah tut das gut. Da alle Hotelzimmer Wasserkocher und Tassen stellen, haben wir nach dem Schwimmen eine schöne Tasse Tee und den mitgebrachten dicken Schokoladenkuchen genossen. Darauf eine kleine Siesta, um wieder fit für das Abendessen zu sein.

Die Hauptstadt Malaysias | Kuala Lumpur

Der letzte Fahrtag in Malaysia steht an und zwar der Weg nach Kuala Lumpur. Wenig ereignet sich auf der dreispurigen Autobahn. Der Verkehr fließt und wir kommen gut voran Richtung Flughafen, wo wir den Mietwagen abgeben wollen. Wie schon bei der Abholung, ärgern wir uns über die miese Beschilderung des Flughafens. Verwirrend, an Kreuzungen fehlen Schilder und erst ganz zum Schluss kommt ein Schild: Car Rental. 1.700 Kilometer sind wir gefahren und das kleine Auto hat uns klaglos überall hingefahren wo wir hinwollten. Trotz seiner 140.000 Kilometer auf dem Tacho. Im Flughafen selbst auch wenige Schilder, wo es zum KL Express geht, dem Zug der den Flughafen mit der Innenstadt verbindet. Der Zug braucht eine halbe Stunde und streift auf seinem Weg noch kurz Ölpalmenplantagen, bevor es dann durch die Vororte der Millionenstadt geht. Wie an allen Bahnlinien der Welt, links und rechts wenig zu entdecken. Interessant im Zug gibt es 5G Wi-Fi – umsonst – kurz anmelden – einfach so.

Angekommen am Hauptbahnhof stellen wir fest, dass die Grab-Taxis nirgends Fahrgäste aufnehmen dürfen. Nun gut, es gibt ein Hilton Hotel am Bahnhof und von der Auffahrt sollten wir ein Grab-Taxi nehmen können. Warum ein Grab-Taxi? Kostet ein Drittel der Taxis die direkt vom Bahnhof abfahren. Und dazu gibt es ja noch den Spruch für alle Reisenden die nicht mehr weiterwissen: „Please take me to the Hilton“. Da wir nicht wissen wie lange die Fahrt in unser Hotel im staugeplagten Kuala Lumpur – kurz KL – dauert, geht Anke noch im Hilton zur Toilette. Ich bleibe in der Lobby beim Gepäck. Und warte. Und warte. Aufs Grab-Taxi und auf Anke. Irgendwann wird mir klar, dass bei Anke was nicht stimmen kann. In dem Moment ein Anruf von Ankes Mobiltelefon, die Verbindung unglaublich schlecht. Ich höre: „Hilfe, ich bin auf der Toilette eingesperrt, hol mich hier raus“. Und da reißt auch das Gespräch schon ab. Ich also los, rein in die Damentoilette und Anke hinter einer Türe, naja, nicht wirklich gefunden. Leatherman Skeletool aus der Tasche gezogen, unter der Türe durchgegeben und mit einem Schnapp kann Anke die Türe von innen selbst öffnen. Auf die Hilton Hausmeister wollte ich nicht warten. Mittlerweile ist das Grab-Taxi da, der Bell Boy lädt das Gepäck ein und wir sind auf dem Weg in unser Hotel.

Dort eingecheckt und im 23. Stock ins Zimmer und erstmal den Blick schweifen lassen. Hochhäuser bis zum Horizont, direkt unter uns noch die Überreste des alten KL. Kleine Holzhäuser mit vorrosteten Wellblechdächern. Und dazwischen Wohnblocks mit den typisch tropisch verwitterten Fassaden.

Da direkt neben dem Hotel ein Markt für Lebensmittel beginnt, schlendern wir am Spätnachmittag durch die Reihen und schauen den letzten Marktbesuchern zu, die ihre Einkäufe noch erledigen. Bedingt durch die aufgeräumten und leeren Stände für Fisch und Fleisch laufen jetzt hier die Ratten im Dutzend durch die Gänge, auf der Suche nach Futter. Ein ungewohnter Anblick für uns.

Die Petronas Tower

DAS Wahrzeichen für Kuala Lumpur und das aufstrebende Malaysia schlechthin. Da die Zwillingstürme bei Nacht am beeindruckendsten sind, machen wir es genauso. Wir sind gegen 18:00 mit dem Grab-Taxi angekommen und schlendern zunächst durch die 5-stöckige Shoppingmall im Bauch der Türme. Auch hier finden sich alle Luxusmarken der Welt an einem Ort versammelt. Fendi, Rolex, Dior, Cartier, BOSS, Hermes, und und und. Wir fragen uns nur. Wer kauft hier ein? Die Geschäfte sind leer und wir sehen auch niemand der Einkaufstüten dieser Marken herumträgt. Wir vermuten, dass es vor Covid die Chinesen waren, die hier eingekauft haben. Pünktlich um 19:00 Uhr gibt es im Park vor den Towers Wasserspiele. Diese sind allerdings gemessen an der Mall und den Towers echt schwach. Fünf Minuten schauen wir uns das Geplätscher an, gehen zurück in die Mall und finden das für heute Abend ausgesuchte Sushi Restaurant. Bestellt werden muss mittels Smartphones und QR-Code, ansonsten bleibt die Küche kalt. Eisig kalt war es im Restaurant und Anke hat sich leider eine kleine Erkältung geholt. Das Sushi und der Sake waren klasse.

Das alte koloniale Stadtzentrum von Kuala Lumpur

Von unserem Hotel aus geht es zu Fuß Richtung Little India zur Moschee „Masjid India“. Von außen kaum attraktiv. Große rote glasierte Keramikfliesen an den Wänden. Vier mittelprächtige goldige Kuppeln auf den Minaretten. Abgeschlossen ist sie zudem, trotz großem „Welcome“ Schild.

Nun denn, dann weiter zur ältesten Moschee von KL, die am Zusammenfluss von Klang und Gombak liegt. Mal wieder eine sinnfreie Registrierung als Besucher mit Handy und QR-Code. Die ältere Dame die mir einen bodenlangen Rock zuteilt, schüttelt auf Rückfrage nach einem „visitor book“ nur den Kopf und sagt das sei ja altmodisch. Die Jamek Sultan Abdul Samad Moschee ist mit roten Lehmziegeln gemauert und mit weiß eingefassten Torbögen, im indischen Mogul-Stil versehen. Da sie nur einstöckig ist, dazu noch umgeben von Palmen, geht sie umgeben von Hochhäusern fast unter. Uns gefällt sie sofort. Entworfen hat sie anfangs des 20. Jahrhunderts ein englischer Architekt der damals gerade 29 Jahre alt war. Hier schwingt etwas mit. Auch der Lärm der Großstadt dringt nicht durch. Im Gebetsraum der Männer vor der Mihrab erläutert ein älterer Malaie einigen Touristen, wie es sich aus seiner Sicht verhält, mit den Juden, Christen und Moslems und dem Lauf der Geschichte. Joachim hört ein paar Minuten zu, und entscheidet sich dann die doch sehr von der Überlegenheit des Islam getränkten Erläuterung nicht zu hinterfragen.

Stattdessen nehmen wir eine Fußgängerbrücke über den Fluss und sehen sogleich den Merdeka Platz vor uns. Groß wie vier Fußballfelder und mit Rasen bedeckt. Auf der einen Längsseite steht der ehemalige Sultanspalast. Ebenfalls gemauert mit den gleichen roten Ziegeln wie die Moschee. Gegenüber liegt der englische Club, der nur Mitgliedern Zutritt gewährt. Ob die Lage beider Gebäude Zufall war? Sollte der Sultan immer sehen wer ihm diesen schönen Palast gebaut hat? Aus heutiger Sicht ist der ehemalige Palast das wesentlich attraktivere Gebäude.

Mittlerweile ist es wieder ganz schön heiß und im City Center finden wir ein wunderbares Café. Toller Cappuccino und „süße Stückle“, dass es eine Freude ist. Nur die Auswahl fällt so schwer. Wir genießen es immer wieder, dass die Malaien so gerne Süßes essen. Gestärkt und wieder abgekühlt, schauen wir uns noch die Informationen und Ausstellungsstücke hier an. Eine Information fällt uns besonders ins Auge. Der Zensus von 1891. Ganz wenige Frauen haben in dieser Zeit hier gelebt. Eine fast ausschließliche Männerwelt, verteilt auf alle Ethnien die in der kleinen Stadt damals gewohnt haben.

Die Batu Caves | wichtigstes hinduistisches Pilgerziel außerhalb Indiens

Einer der großen touristischen Anziehungspunkte von KL sind die Batu Caves. Am Haupteingang verlassen wir das Taxi und gehen unter einem großen Torbogen hindurch. Drei Dinge fallen uns gleich auf. Zum einen eine nicht zu übersehende Gold glänzende Statue für die Gottheit Murugan die bestimmt 50 Meter an Höhe misst. Dann die links daran noch oben die Höhle führenden Stufen und der riesige Parkplatz. Den braucht es auch, denn es sind unglaublich viele Besucher hier. Touristen wie wir und hinduistische Pilger, entweder aus KL selbst oder eben auch als Touristen angereist. Also dann, über den Vorplatz und dann die 500 Stufen nach oben. Die Stufen sind von durchaus frechen Makaken belagert und die meisten Besucher haben wohl noch nie solche Affen gesehen. Es wird fotografiert, dann noch ein Selfie, gerne auch im Instagram Stil, und dann noch ein Gruppenbild mit dem Affen. Wenn der nicht schon die nächsten Touristen im Blick hat, die Erdnüsse oder Bananen versprechen.

Von religiöser Stimmung eines Tempels war bis hier aber gar nichts zu spüren. Oben angekommen ein erster Blick in die Höhle. Eine 500 Meter tiefe Tropfsteinhöhle die vielleicht 80 bis 100 Meter in der Höhe misst. Dahinter auf einem höheren Niveau liegend ein Plateau, umgeben von steil aufragenden Kalksteinfelsen. Wir gehen noch die letzten Stufen hinauf und erreichen das Ende der Höhle. Da wir am späten Vormittag hier sind scheint die Sonne bis auf den Höhlenboden hinab und die Sonnenstrahlen ergeben ein mystisches Licht. Hier steht ein kleiner Tempel in dem Priester recht kurze Zeremonien abhalten. In anderen Tempeln haben wir diese oder ähnliche Zeremonien länger erlebt. Vielleicht dem Andrang und dem touristischen Trubel geschuldet. Lustig wird es als eine indische Familie ein Gruppenfoto mit einer südafrikanischen Reisegruppe macht und die Afrikaner zum Spaß anfangen kurz einen Tanz beginnen, während die Priester genau gegenüber im Tempel ihre Zeremonie abhalten. Uns reicht es mit der Besichtigung und so geht es die Stufen zurück. Die Affen wissen, wer von oben kommt hat nichts mehr in der Tasche und so lässt es sich locker die steilen Stufen hinabgehen. Am Rand des großen Vorplatzes werden Kokosnüsse unter einem großen Sonnenschirm angeboten. Genau das Richtige jetzt. Zweimal Kokosnuss bitte, dazu ein Strohhalm und wie immer ist das Wasser erfrischend. Und dazu noch der Blick auf das Treiben auf dem Vorplatz.

Thean Hou Tempel | Der Hochzeitstempel

Es ist Samstag und unser letzter Tag in Kuala Lumpur und die Stadt ist anstrengend zu besichtigen. Der öffentliche Nahverkehr ist zwar vorhanden, aber es gibt fünf verschiedene Systeme. Bus, Metro, Free Bus, Monorail, KL Express. Leider untereinander nicht wirklich verbunden und abgestimmt. Eine Fahrkarte für alle gibt es zwar, aber auch nicht geschickt für die paar Tage für die wir hier sind. Dazu einfach die Millionenstadt, die anstrengend ist und natürlich die tägliche Hitze, die um die Mittagszeit 35 Grad erreicht. Was wir uns vorgenommen hatten anzuschauen, hat gut funktioniert und so lassen wir uns zum größten und wichtigsten Tempel der chinesischen Buddhisten mit dem Grab-Taxi fahren.

Als der Tempel auf einem Hügel etwas außerhalb der Innenstadt in Sicht kommt mit seiner glänzenden Farbenpracht, kann ich in Ankes Gesicht die Vorfreude erkennen. Und was für ein schöner Tempel. Direkt am Eingang steht ein mannshoher Buddha in einem Fischteich und aus seiner linken Hand plätschert Wasser in den gemauerten Teich. Einige Besucher versuchen Münzen auf das wenige Zentimeter Podest zu werfen. Joachim versucht es auch und hat entweder Glück oder es ist Können!? Die erste Münze landet genau auf dem schmalen Sims. Jetzt hat er wohl einen Wunsch frei.

Gut gelaunt gehen wir in den großen Vorhof. Der ist mit gelben Lampions überspannt und gegen den blauen Himmel sieht das wunderbar aus. Nicht nur uns gefällt das, sondern auch etlichen chinesischen Hochzeitpaaren. Die Paare entweder in aufwendiger Garderobe: Die Braut in Weiß und der Bräutigam in Anzug und Weste. Aber auch Paare mit geringerem Budget. Die Braut in einem eher einfachen Kleid und für den Bräutigam geht dann auch eine Jeans. Dazu je nachdem ein professioneller Fotograf oder eben das Smartphone der mitgekommenen Freunde. Glücklich sehen alle aus.

Da der Tempel 1989 eröffnet wurde, leuchten die Farben der Fassade mit denen in der großen Halle um die Wette. Alles sehr bunt und handwerklich erstklassig. Hier kann unter den freundlichen Augen der dutzenden Götterstatuen jeder sein weiteres Schicksal befragen. Dazu sind Metallkessel aufgestellt die mit 40 cm langen Plastikstäbchen hochkant gefüllt sind. Die Stäbchen werden geschüttelt und dann lässt man sie in den Kessel zurückfallen. Steht eines der Stäbchen höher heraus, merkt man sich die oben angebrachte Nummer und zieht aus einer kleinen Schublade im unteren Teil des Kessels ein mit dem aktuellen Schicksal bedrucktes Papier. Anke zieht die Schublade 12 auf und wir lesen unter anderem: Hilfe wird kommen, wenn sie gebraucht wird, was sich ja auf der Hilton Toilette schon gezeigt hat. Dazu noch ein paar Worte zum Reisen. Alles ist und wird GUT. Joachim hat die Stäbchen nicht geschüttelt, die Münze auf dem Podest reicht heute. Auf beiden Seiten des Vorhofes gibt es einen Stock höher, einen Rundgang von dem aus der Tempel einen anderen Eindruck vermittelt und man durch die gelben Lampions auf die Besucher schauen kann. Auch ein Blick von hier auf das schier unendliche Häusermeer von KL gibt noch einmal einen Eindruck wie riesig diese Stadt ist.

Das Ausgehviertel Bukit Bintang

Den Abend lassen wir im Ausgehviertel Bukit Bintang ausklingen. Hier gibt es eine Bar und Restaurant am anderen und wir beginnen den Abend mit 2 sehr ungewöhnlichen Cocktails. Zum Essen suchen wir uns auf dem Nightmarket ein passendes Restaurant aus und lassen uns noch einmal einen Fisch machen. Bevor wir uns ein Grab-Taxi bestellen, hören wir noch einer Rockband zu, die sich an einer Straßenkreuzung aufgebaut hat. Hier haben sich etliche Malaien versammelt und sitzen auf dem Boden um die Band herum. Wir einfach mittenrein und finden es wunderbar, dass sich hier auch sehr viele junge Hidjab-tragende Frauen unter die Zuschauer gemischt haben. In welchem anderen muslimischen Land würde man so etwas sehen. Unterschiedliche Bands gab es dann noch an jeder Straßenkreuzung, wir aber wollten jetzt nur noch müde zurück ins Hotel.

Wahrscheinlich hätten wir in KL noch mehr besichtigen können. Aber nach sechs Wochen des Reisens war uns das genug und wir freuen uns nun auf Sumatra und seine Natur.

Was uns in Malaysia sonst noch aufgefallen ist!

Überall findet sich die malaiische Flagge. Wirklich überall, wo es passt oder auch nicht. Im Speisesaal der Hotels, an den Autos, an vergitterten Balkonen und auch an den Fassaden der Hochhäuser. Nun gut, wir waren in Malaysia zum Nationalfeiertag und dass da geschmückt wird ist klar. Aber doch nicht schon zwei, drei Wochen im Voraus und zehn Tage danach immer noch.

Wir vermuten es hat folgenden Hintergrund: Die Bevölkerung besteht zu 70% aus Malaien und damit Moslems durch Geburt. 25% Chinesen, fast alle sind Buddhisten und 10% Inder, die fast alle Hindus sind. Durch die seit Jahrzehnten und sich zuletzt beschleunigte Islamisierung braucht das Land ein Symbol hinter dem alle stehen können, also die Flagge. Soweit wir das einschätzen können funktioniert es nicht wirklich. Es gibt einen großen „Braindrain“ der gut ausgebildeten Chinesen, vor allem nach Singapur. Die Bevorzugung der Moslems durch die Verfassung und Gesetze in fast allen Lebensbereichen sorgt dafür. Die Separierung war für uns am sichtbarsten bei Besuchen in buddhistischen oder hinduistischen Tempeln. In beiden kommen keine malaiischen Moslems als Touristen, für uns gut daran zu erkennen, da so gut wie alle malaiischen Frauen einen Hijab tragen.

Der Islam im Alltag. Der Muezzin ruft recht lautstark zum Gebet und das nicht nur am Freitag. Der Pilot im Flugzeug begrüßt die Passagiere mit einem „Salam al laikum“. Ein Bier zum Abendessen gibt es nur in indischen oder chinesischen Restaurants oder einfachen Essenständen mit Plastikhockern.

Was für uns sehr verstörend war, wenn kleine Mädchen im Alter von fünf, sechs oder sieben Jahren schon einen schwarzen Hijab tragen. Wirklich befremdlich.

Dazu im Gegensatz die chinesischen Kinder, seien es malaiische oder Touristenkinder aus China, in kurzen Hosen und T-Shirt. Die dann extrem laut, immer vordrängeln – Platz da hier komme ich – respektlos und ohne Benehmen. Den Kindern beim Frühstück im Hotel zuzusehen ist eine Zumutung. Beispiel: Fünf fingerdicke Würstchen ohne Kauen eins nach dem anderen den Schlund hinunter. Oder einen Kuchen, von der Oma spendiert, in so riesigen Stücken in den Mund des kleinen Enkels geschoben, dass der fast daran ersticken müsste! Noch ein Beispiel? Im Aufzug stehen sie hinten, müssen aber im Erdgeschoss als erste sich rausdrängeln. Die Eltern machen es vor, woher sollen sie es dann besser kennen und wissen!

Die Mund-Nasen-Bedeckung, also die Covid Masken sind immer noch sehr weit verbreitet. Man sieht immer jemand in seinem Umfeld der Maske trägt. Warum auch nicht? Aber, dann doch richtig. Alleine auf dem Gehsteig oder alleine im Auto? Gerne auch unter der Nase. Oder ein „Baumwoll Läppchen“. Oder beim Einsteigen in den Aufzug im Hotel, die Maske unterm Kinn. Die allerwenigsten die Maske tragen, haben eine FFP2 gewählt und tragen sie auch medizinisch sinnvoll.

Wir sind gut 1.700 km mit unserem Mietwagen gefahren. Benzin kostet 0,40 Eurocent, die Straßen sind gut, die Autobahnen, die Maut kosten, sind sehr gut. Dazu fahren die Malaien sehr defensiv. Insgesamt also sehr entspanntes fahren. Die einzigen die richtig zackig unterwegs sind, sind die Moppedfahrer. Fast immer Vollgas, oftmals mit einem offenen Auspuff und röhren so knapp an den Autos vorbei. Sie stehen dann auch immer in großen Gruppen als erstes an den Ampeln.

Die Malaien lieben „Süßes“. In allen größeren Städten gibt es tolle Café`s, mit Kuchen und süßen „Stückle“ die mit unseren Bäckereien und Konditoreien mithalten können. Dazu gibt es Kaffee aus guten edlen Kaffeemaschinen. Und natürlich findet sich die „Meerjungfrau“ auch an jeder lukrativen Ecke einer Shopping-Mall. Auf dem Land geht es dann einfacher zu, aber Kaffee und Tee werden immer sehr süß serviert. Wenn man dann noch den Konsum der vielen süßen Limonaden nimmt und die Malaien immer irgendwie beim Essen sieht, dann muss es nicht verwundern, dass doch einige ein paar Kilos zu viel auf den Rippen haben. Essen ist den Malaien sehr sehr wichtig. In allen Gesprächen ging es immer auch irgendwie darum. Wenn wir da und dort sind, müssen wir unbedingt dies und das probieren. Verhungern kann man in Malaysia jedenfalls nicht, Essenstände gibt es überall rund um die Uhr!