Oman 2024/25

Oman 2024/25

Autoren: Anke und Joachim

Datum: Dezember 2024/Januar 2025

Oman – Berge und Meer, dazu die Hauptstadt Muskat

Die Einreise in den Oman klappt ganz gut. Wir brauchen gerade mal eine Stunde. Wäre auch schneller gegangen, wenn wir nicht eine halbe Stunde die zuständigen Zöllner für die Aus- und Einreise der Zolldokumente für den Sprinter hätten suchen müssen. So laufen wir zwischen den eigentlich mit viel Zaun und Stacheldraht abgegrenzten Landesgrenzen hin und her und keiner kümmert sich um uns. Am Ende haben wir dann unsere Stempel im Zollpapier, die Emiratis haben auch noch arabischen Kaffee und Datteln gereicht. Und wie an allen bisherigen Grenzen wird am Ende wieder ein kleines weißes Stück Papier mit ein paar Stempeln drauf dem letzten Mann am Checkpoint übergeben, der lässt die Schranke hoch und wir sind im Oman.

Nach den vermüllten Stränden in Fujairah hoffen wir an der Küste des Oman nun einen für uns passenden Strand zu finden. Und es klappt. Keine 50 Kilometer weiter südlich biegen wir von der Küstenstraße ab und parken direkt an einem frisch angelegten Park am Strand. Das heißt, die örtliche Gemeinde hat einen Kinderspielplatz angelegt, dazu recht weitläufige Rasenflächen und ein kleines Toilettenhäuschen mit angeschlossener Moschee. Am Spätnachmittag bekommen wir noch Nachbarn. Ute und Andi aus Schweinfurt mit ihrem großen grauen Iveco Kleinlaster. Gemeinsam sitzen wir dann am Strand, reden über das Reisen, wer, wo, wohin und das Leben im Allgemeinen. So vergehen die Stunden und als die Sonne dann untergegangen ist und der Wind auffrischt, beenden wir den Tag, weil es auch nicht mehr gemütlich im Freien ist.

Wir haben mittlerweile einen Plan gemacht, auf welcher Route wir den Oman bereisen wollen. Zuerst in die Berge, anschließend nach Muskat und zum Ende hin an die Strände im Süden. Auch sind wir gespannt, wie sich das Land vielleicht geändert hat. Vor genau zehn Jahren waren wir schon einmal im Oman. Damals mit Geländewagen und Zelt.

Bevor wir von der Küstenstraße bei Sohar ins Landesinnere abbiegen, statten wir einer großen Moschee einen Besuch ab. Ein gewaltiger Neubau aus dem Jahr 2016 und im Zentralasiatischen Stil errichtet. Der leuchtend grüne Park der die Moschee umgibt, passt für uns so gar nicht dazu. Der Bau selbst fasziniert schon. Die weit in den Himmel ragenden Minarette, die blau leuchtende Kuppel über der Gebetshalle und farbig in der Sonne glänzende Mosaiken an den Wänden und im Eingangstor. Wie viele öffentliche Einrichtungen, trägt die Moschee den Namen des 2014 verstorbenen Sultan Qaboos. Neu gebaute Moscheen oder im Rohbau befindliche Moscheen werden wir im ganzen Land zu sehen bekommen. Selbst in kleinsten Dörfern finden sich neu errichtete Moscheen.

Berge

Wenige Kilometer hinter der Küste steigt die Straße langsam aber sicher an. Der Asphalt gut und kaum Verkehr. Am Horizont zeichnet sich das Gebirge um den Jebel Shams bereits ab. Bis dahin ist es aber noch ein gutes Stück zu fahren und schon später Nachmittag und so suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen für die Nacht in der Landschaft. Der erste Versuch gelingt. Wir stehen umgeben von einigen Bergen, am Rande eines Wadis, knorrige Dornakazien wachsen hier und da der Mond noch nicht aufgegangen ist, haben wir einen tollen Blick in die Sterne. Leider nicht allzu lange da es doch empfindlich frisch wird und der Wind unangenehm ist.

Auf dem Weg ins Wadi Damm besuchen wir die Bienenkorbgräber bei Al Ayn. Hier hat sich in zehn Jahren nichts geändert, als wir das erste Mal den Oman besucht haben. Nach wie vor keine richtige Zufahrt. Es geht an Feldern vorbei, dann durchs Flussbett und noch ein paar hundert Meter, bis wir am Fuß des Hügels stehen, auf dessen Kamm sich die Gräber befinden. Mutmaßlich errichtet zwischen 2.500 und 2.000 Jahren vor Christus. Nichts Genaueres weiß die Wissenschaft leider nicht. So bleibt für den Besucher die tolle Lage und der Blick in die kahle Berglandschaft. Auch an unserem nächsten Ziel dem Beginn des Wadi Damm hat sich nicht geändert. Der Eingang ins Wadi ist eine gut 400 Meter lange und 100 Meter breite Schlucht. An einer Seite von herrlich grünen Dattelpalmen bestanden, gespeist mit dem Wasser des Wadis, welches weit im hinteren Teil gesammelt und in einem Kanal bis in die Oase Damm geführt wird.

Im arabischen heißt dieses System der Oasenbewässerung Falaj und zählt zum UNESCO Weltkulturerbe der Menschheit. Dieses System sammelt unterirdisches Wasser, welches oberhalb einer wasserdichten Schicht im Gestein ansteht. Im Anschluss wird es über Kanäle, die auch unterirdisch verlaufen können, zusammengeführt und meist über einen zentralen Punkt an den Rand der Oase geleitet. Von dort aus läuft das Wasser dann über schmälere Kanäle zu den einzelnen Parzellen. Die Parzellen werden so alle paar Tage bewässert. Zu finden sind die Falaj Bewässerungen an mehreren Stellen im Oman. Ein schönes Beispiel dafür, ist die Oase Misfat al Abriyyin.

Wir parken im Schatten der hoch aufragenden Felsen, schnüren die Wanderschuhe und machen uns auf den Weg den hinteren Teil des Wadi Damm zu erkunden. Es geht über Felsen, vorbei an einem kleinen Stausee, der die Oase bei Starkregen schützen soll und einer Kletterpartie durch einen schmalen Durchschlupf in den Felsen der den weiteren Weg freigibt. An einer knapp zwei Meter breiten und tiefen Schlucht ist dann für uns der Weg zu Ende. Die Distanz möchte Anke nicht überspringen, zumal auf beiden Seiten die Felsen recht glatt sind. So drehen wir um und nehmen den gleichen Weg zurück.

Um ins nächste Tal zu kommen haben wir zwei Möglichkeiten. Einmal auf Asphalt weit um ein Bergmassiv herum oder eine schmale Piste über einen Gebirgspass. Wir entscheiden uns für den Pass. Da für kleine Pisten, die praktisch nur die Einheimischen nutzen, keine Straßenschilder aufgestellt werden, brauchen wir drei Anläufe, um die richtige Piste zu finden. Und es geht steil bergauf und bergab. Die umgebende Berglandschaft faszinierend und am Ende der Piste im nächsten Tal angekommen, geht es für uns nach ein paar Kilometern auf Asphalt hinein ins Wadi Ghul.

Zunächst ist die Piste auf den vom Wasser in Jahrtausenden rund geschliffenen Steinen noch gut zu fahren. Je tiefer es ins Wadi Ghul hinein geht und die Felsen links und rechts immer steiler aufragen, sucht sich das Wasser seinen eigenen Weg. So kommt es, dass das Wasser des Wadis direkt auf der Piste zwischen den Steinen fließt. Das gurgelnde, klackernde und mahlende Geräusch, wenn der ULG mit seinen gut 3,8 Tonnen Gewicht die nassen Steine in der Fahrspur zur Seite drückt und mitunter die Räder durchdrehen ist schon besonders. An einer ganz schmalen Stelle beenden wir die Wasserfahrt, zwängen uns an den Rand der Fahrspur und parken. Ziehen die Wanderschuhe an und nehmen den weiteren Weg des Wadis zu Fuß in Angriff. Je tiefer es hineingeht, umso weniger Platz ist zwischen den Felsen. An manchen Stellen ist das Wadi gerade mal 20 Meter breit. Für die Oasenwirtschaft mit Dattelpalmen und den Feldern darunter, die entweder für Viehfutter oder für Getreide genutzt werden einfach zu wenig. Dazu kommt, sollte es regnen rauscht das Wasser an diesen engen Stellen meterhoch ins Tal hinab. Nach gut einstündiger Wanderung machen wir unterhalb der nun fast 1.500 Meter hoch aufragenden Felswand des Jebel Shams Plateaus über uns eine Rast. Wir haben Äpfel und Müsliriegel dabei. In den nächsten Tagen wollen wir dort oben die Landschaft erkunden.

Zurück zum ULG suchen wir nach einem geschickten Platz für die Nacht und mittels des Internets und einer von uns viel genutzten App iOverlander finden wir diesen auch. Hoch oben an einem Hang. Als wir von der Straße in die steile Piste einbiegen sehen wir am anvisierten Platz einen silbernen Sprinter in der Nachmittagssonne glänzen. Zehn Minuten später treffen wir auf ein Schweizer Ehepaar. Ebenfalls weit gereist und bei Tee und Kaffee verbringen wir noch einen netten Spätnachmittag, bevor der Wind und die einsetzende Kälte nach Sonnenuntergang uns in die Sprinter treibt.

Auf das Plateau des Jebel Shams führt eine recht gute Straße, unterbrochen von ein paar Kilometern einfacher Piste. Die ist leider unglaublich staubig aufgrund des vielen Verkehrs, da auf dem Plateau ein ganz besonderer Wanderweg seinen Anfang nimmt. Der sogenannte „Balcony Walk“. Eines der Highlights einer Oman Reise mit dementsprechend vielen Besuchern. Den Weg haben wir uns für den nächsten Tag vorgenommen. Den Sprinter stellen wir für die nächsten Tage gerade mal 50 Meter vor der Abbruchkante des Plateaus ab. Von unserem Platz geht der direkte Blick in den Canyon, den das Wadi Ghul in Jahrmillionen in die Erdkruste gefräst hat. Der Blick in den Canyon an dieser Stelle ist besonders faszinierend und so parken etliche Touristen kurz hier. Laufen zur Abbruchkante und staunen wie wir. Auf dem Weg zurück sind wir dann die „Attraktion“. Es ergeben sich kurzweilige Gespräche mit Touristen aus Europa, Expats aus Indien und ein paar Omanis. Sobald die Sonne untergegangen ist, wird es auf 2.000 Metern auch in dieser Weltgegend richtig kalt. Die Temperatur sinkt nachts auf 6 Grad ab. Wir machen die Heizung an und sitzen gemütlich im Warmen. Sobald am Morgen die Sonne aufgeht, wird es gleich wieder angenehm warm.

Der „Balcony Walk“ ist ein alter Wirtschaftsweg der ursprünglichen einheimischen Bevölkerung, die am Ende des Wegs saisonal kleinteilige Landwirtschaft in Terrassen betrieben hat. Der gut vier Kilometer lange, schmale, in Teilen ausgesetzte Weg, bietet grandiose Ausblicke weit hinab ins Wadi Ghul und auf die gegenüberliegende Seite des Canyons. Im klaren Licht des Vormittags, mit der Sonnen im Rücken scheint der Gipfel des Jebel Shams mit 3.008 Metern Höhe, der der Gegend den Namen gibt, fast zum Greifen nahe. Für den Weg hin und zurück brauchen wir rund 3,5 Stunden, da auch noch einige Höhenmeter zu bewältigen sind. Ein unglaublich faszinierender Weg in einer tollen Landschaft.

Nach den vielen Wanderung steuern wir als nächstes eine der „Offroad“ Herausforderungen des Oman an, den Weg zum Snake Canyon. Um die Piste ausgeruht angehen zu können, fahren wir zum Ausgangspunkt, der weit oben in den Berg liegt. Heute ist Weihnachten und wir gönnen uns eine der wenigen Flaschen Wein, die wir einführen durften. Wie so oft in den letzten Tagen, windet es wieder kräftig und wir brauchen eine Weile, bis wir einen einigermaßen windgeschützten Platz finden. Wenn der Wind so um den Sprinter herumweht, pfeift es doch merklich an den Dachluken und die eine oder andere Böe lässt den ULG auch ein bisschen schwanken. Dazu kommen heute noch tiefhängende Wolken, aus denen aber kein Niederschlag fällt. Der nächste Morgen sieht klasse aus. Kein Wind, keine Wolken und Sonnenschein. Alles pistenmäßig verpackt und los. Die schmale Piste windet sich in engen Serpentinen dem Talboden entgegen. Wir brauchen mit Fotostopps gut 1,5 Stunden bis wir die Talsohle erreichen. Da wir so ziemlich die ersten sind, die heute die Piste fahren, haben wir kaum Verkehr. Gut, denn auf der schmalen Piste, die mitunter direkt am Hang klebt, gibt es nicht allzu viele Ausweichstellen. Am Talboden angekommen, geht es noch ein paar Kilometer im Wadi entlang zu einer Verzweigung, an der in der Tat ein großes Verkehrsschild steht, wo es in welches Wadi zu welcher Ortschaft geht. Wir nehmen die Abzweigung ins Wadi Sahtan, von der wir wissen, dass die Piste für größere Fahrzeuge nicht passierbar ist. Sieht anfangs gar nicht danach aus. Die Engstelle hat es dann aber in sich. Vielleicht 30 Meter lang. Eine unglaublich steile Rampe, teilweise betoniert, verdammt eng und links und rechts die Felsen. Vom Fahrersitz aus sieht man bergauf nur den Himmel. Wir kommen gut durch, aber der Puls geht schon hoch. Keine 100 Meter weiter kommt uns ein Jeep entgegen, wir halten an und fragen den Omani wie denn der weitere Weg sei. Der lacht und beruhigt uns, dass hier sei die Engstelle, danach alles „easy“. Wir nehmen ihn beim Wort und in der Tat sind die restlichen Kilometer im Wadi Sahtan einfach zu fahren. Am Übergang zur Asphaltstraße werfen wir noch einmal einen Blick auf das nun umrundete Gebirge des Jebel Shams und fahren weiter nach Westen zum Saiq Plateau, am Jebel Akhdar.

Was uns in den Bergen und Tälern aufgefallen ist, sind die fast überall verstreut stehenden und fast immer neuen Einfamilienhäuser. Mit einer gut zwei Meter hohen Mauer umfriedet. Den offensichtlichen Wohlstand gab es unserer Erinnerung nach vor zehn Jahren noch nicht und wir können uns den auch nur mit den gestiegenen Einnahmen aus Erdöl und Erdgas erklären. Interessanter Weise war vor 10 Jahren zu lesen, dass Erdöl und Erdgas im Oman, um das Jahr 2024, zu Ende gehen würde. Tatsache ist aber, der Oman fördert und verkauft mehr als je zuvor und die Reserven sollen wieder nur für die nächsten 10 Jahre reichen. Da die Häuser alle recht weit auseinander stehen, macht eine zentrale Kanalisation keinen Sinn. So sehen wir täglich die blau lackierten LKW mit den Wasserfässern huckepack, die Frischwasser in die auf den Dächern stehenden Behälter pumpen. Seltener sehen wir die gelben Pumpwagen mit dem Abwasser aus den Sickergruben.

Am Fuß des Saiq Palteaus hat die Polizei einen Kontrollposten eingerichtet. Die mitunter extrem steile Asphaltstraße dürfen nur Allradfahrzeuge befahren und schwere Fahrzeuge sind ausgeschlossen. Der Polizist hat wohl noch nicht oft einen Allrad Sprinter gesehen, hält uns an und wir versichern. „Ja, das ist ein Allrad“. Dann geht es los. Und in der Tat die Rampen sind unglaublich steil. Wir fahren im zweiten Gang und der Motor muss alles geben was er hat. 190 PS und volle 450 Nm. Am Straßenrand stehen auch zwei Fahrzeug die überhitzt sind und im Asphalt können wir sehen, dass wohl auch schon Fahrzeuge abgebrannt sind. Für die 30 Kilometer brauchen fast eine Stunde und mit Erreichen des Plateaus können wir die Landschaft auch genießen. Es ist eine karstige Felsenlandschaft in der weit verstreut kleine Büsche stehen und große knorrige Bäume. Thuja, Wacholder und wilde Oliven können wir erkennen. Die Straße ist letztliche eine Sackgasse und wir fahren auch bis in den letzten Winkel. Dort findet sich ein schöner Platz für die Nacht.

Am interessantesten hier oben sind die Jahrhunderte alten hängenden Gärten. Hunderte kleine Terrassenfelder die am Hang mit Natursteinen angelegt wurden. Angepflanzt werden hauptsächlich Rosen, die hier in dicken Büschen wachsen und aus deren Blüten dann Rosenwasser destilliert wird. Verwendet in Kosmetik, Gebäck und verdünnt mit Wasser getrunken. Ganzjährig angebaut wird Gemüse, Salat und Gewürze, aber auch Aprikosen und Granatäpfel. Die kleinen grünen Felder stechen in der herbstlich anmutenden Landschaft kontrastreich hervor. Ein Wanderweg ist angelegt, so kommen sich die Einheimischen und Wanderer kaum in die Quere. Ein grandioser Weg entlang der Terrassen und immer der Blick weit ins Tal und in die dahinter liegende Ebene. Am Spätnachmittag geht es die 30 Kilometer wieder bergab. Wir brauchen deutlich länger als bergauf und die Motorbremse ist dem schweren Sprinter kaum gewachsen. Die vielen Notfallspuren machen deutlich, hier langsam zu fahren. Wir kommen gut im Tal an und unsere Bremsen stinken auch nicht, wie bei dem einen oder anderen der uns überholt hat.

Nach den vielen Tagen in den Bergen und auf dem Weg in die nächste Gebirgsregion liegt am Südrand des Jebel Al-Achdar Gebirgszuges die Stadt Bahla mit der auf einem massigen Felsen liegenden Festung gleichen Namens. Die Festung selbst und die 13 Kilometer lange befestigte Mauer, von der allerdings nur noch ganz wenige Teile erhalten sind, gehören auch zum Weltkulturerbe der Menschheit. Vor Jahren hatten wir die Festung auch besucht und so freuen wir uns auf ein Wiedersehen. Etwas getrübt durch den mittlerweile heftigen Eintrittspreis von knapp 15 Euro pro Person. Die Anlage ist groß, um nicht zu sagen sehr groß und vor allem sehr gut restauriert. Die Arbeit der Restaurierung lässt sich anhand von schwarz-weiß Fotografien, die in 1950er Jahren entstanden, ganz gut beurteilen. Uns macht es Spaß durch die vielen Gebäude zu laufen, uns vorzustellen, wie das Leben im Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert hinein hier wohl war. Am imposantesten ist die innere Burg, die am höchsten Punkt des Bergrückens liegt und über einen ehemals stark befestigen Eingang betreten wird. Die Treppen hinauf zu den Wachtürmen sind steil, aber die Ausblicke auf die Reste der alten Mauer, die die Oase geschützt hatte und in den Burgfried hinein, sind begeisternd.

Nach gut einer Stunde verlassen wir die Festung wieder und laufen ein paar Meter zu einer mittlerweile renovierten historische Moschee, die vor 10 Jahren wohl in Trümmern lag. An einen Besuch können wir uns nicht erinnern. Im Inneren beeindrucken zwei Besonderheiten. Zum einen die Mihrab, also die halbrunde Nische an der Stirnseite welche die Richtung nach Mekka für die Betenden anzeigt. Diese ist aus einem massiven Stein gearbeitet und beeindruckt mit feiner Steinmetzarbeit. Diese Arbeit sei wohl recht einzigartig in der islamischen Welt, da sehr alt. Auch interessant sind die Graffiti an den massiven Steinsäulen der Moschee. Über die Jahrhunderte wurden die Steinsäulen immer wieder mit frischem weißem Gips verkleidet und so die jeweiligen Kritzeleien über die Jahrhunderte hinweg für die Nachwelt erhalten. Eine Tafel informiert über die verschiedenen Schriften die sich finden. Aramäisch, Arabisch und Asyrisch, welche die große Bedeutung von Bahla als Oase und Station an der Weihrauch- und Seidenstraße belegt.

Die Stadt Bahla ist groß genug und so können wir unsere Vorräte an Lebensmitteln, Gemüse und Wasser problemlos auffüllen. Uns zieht es nach der Stadt wieder in die Berge in das Gebiet um das Salmah Plateau herum. Dort sollte noch die anspruchsvollste Piste unsere bisherigen Reise auf uns warten und zugleich auch die letzte Piste für uns in den Bergen sein. Weiter im Osten des Oman zieht sich ein weiterer Gebirgszug vom Landesinneren bis fast ans Meer. Das Gebiet um das Salmah Plateau. Der Gebirgszug liegt ungünstig und bekommt vom spärlichen Regen praktisch nichts ab. Dementsprechend ist die Gegend fast menschenleer. Nur eine kleine Oase findet sich am Eingang des Wadis und danach ist es auf dem weiteren Weg auf das Plateau hinauf so trocken und vegetationslos, dass es nicht einmal für ein paar Ziegen reicht. Die Piste ist schmal und in Teilen steil, aber durch den wenigen Verkehr auch gut zu fahren. Auf halbem Weg über das Gebirge stehen hier ebenfalls Bienenkorbgräber, hier allerdings weit verstreut in der Landschaft. Ein Grabmal wurde von Archäologen wieder aufgebaut, um zu demonstrieren welche Größe die Gräber einst hatten. Sehr viel mehr ist nicht bekannt. Hier hat sich in den letzten Jahren nichts geändert. Wir hatten diese Stelle vor zehn Jahren auch besucht. Da die Sonne sich schon den Bergspitzen im Westen nähert, suchen wir uns ein Platz für die Nacht. Am Himmel ziehen hoch oben zerfaserte Schleierwolken langsam über uns hinweg Richtung Meer. Die sinkende Sonne, obwohl hinter den Bergenspitzen schon verschwunden, scheint die Wolken von unten an. Zunächst in zartrosa, dann intensiveres Rosa und letztlich in einem Übergang von Orange nach Dunkelrot. Und plötzlich ist es dunkel, kein Mond, kein Licht, unglaublich dunkel. Keine fünf Meter reicht das Licht das aus dem Sprinter nach draußen dringt.

Der kommende Vormittag hat es dann in sich, was den Weg aus den Bergen ans Meer angeht. Wir wählen eine andere Piste als damals, die für unseren weiteren Weg günstiger liegt. Bevor es bergab geht, das Meer schon in Sichtweite, finden sich auch vereinzelt wieder Gehöfte und die Landschaft ist nicht mehr ganz so karg. Hier scheint es zumindest hin und wieder Niederschlag zu geben, denn wir sehen doch etliche Ziegen und Schafe durch die Landschaft streunen, auf Suche nach dem spärlichen Grün. Zunächst geht es noch auf einer steinigen Erdpiste bergab. Je steiler es aber wird und die Serpentinen enger, müssen wir schon die ganze Fahrspur nutzen für die 180 Grad Kehren. Als es richtig steil wird ist die Piste vielleicht noch drei Meter breit und betoniert und die Serpentinen sind wie Steilwandkurven überhöht. Bei zwei dieser Serpentinen halten wir die Luft an, so steil geht es bergab. Der Sprinter ist ein unglaublich gutes Fahrzeug und die grobstolligen Reifen haben ihn gut im Griff. Am Meer angekommen schauen wir zurück in den Berghang und können die Piste nicht sehen. So schmal, so versteckt klebt sie am Hang.

Muskat

Eine Reise in den Oman wäre nicht vollständig ohne einen Besuch der Hauptstadt Muskat. Die gut eine Million Einwohner verteilen sich an der Küste entlang, sodass auch hier die Distanzen von einem Stadtteil in den nächsten beträchtlich sind. Aus den Bergen kommend haben wir uns vorab nicht informiert wie die Öffnungszeiten der großen Sultan Quaboos Moschee ist, noch wie die Museen geöffnet sind die wir gerne besuchen wollen. Leider passen die Zeiten so gar nicht zu unseren weiteren Reisezielen und auf zwei zusätzliche Tage in der Stadt haben wir auch keine Lust. So belassen wir es bei einem Besuch des Souk, der seinen Haupteingang an der Corniche hat. Auch hier hat sich praktisch nichts verändert. Vielleicht die Preise für die Souvenirs. Denn zu unserem Leidwesen liegen zwei Kreuzfahrtschiffe im Hafen mit zusammen 11.000 Passagieren. Der Souk überfüllt mit Menschen aller Herren Länder, vor den wenigen Restaurants und Cafés warten Menschen, dass ein Tisch frei wird.

Wir nehmen Reißaus und fahren ein paar Kilometer zur Stadt hinaus an den Al Bustan Strand, wo wir gemütlich den Nachmittag verbringen.

Auf dem Weg zurück in die Stadt ist dann Zeit den Palast des Sultans im Abendlicht zu bewundern. Zu sehen gibt es den Palast hinter Gittern, die manikürten Grünflächen, üppigen Blumenbeeten und den davor liegenden Paradeplatz. Die beiden goldenen und blauen Betonkelche an der Front des Palastes bieten sich als Assoziation (von Joachim!) für den Stuttgart 21 Bahnhof an. Dort findet sich ebenfalls diese Architektur, nur um einiges größer. Zurück an der Corniche sind die Kreuzfahrer wieder alle zurück auf ihren Schiffen und dieser Teil von Muskat wirkt wieder so beschaulich, wie wir ihn in Erinnerung haben. Ein leckeres Abendessen mit Fisch und Shrimps rundet den Tag ab.

Bevor wir Muskat verlassen, besuchen wir am Vormittag den Fischmarkt. Wir staunen über die Vielfalt an Fischen des arabischen Meeres. Auf den Verkaufstischen finden sich vom großen Thunfisch, über Krebse und Garnelen auch viele kleine Meeresbewohner, die wir eher in einem Aquarium oder besser an einem Korallenriff sehen wöllten. Diese Fische gelten als Beifang und landen später im Hafenbecken, wo sich die Möwen freuen. Richtig erstaunt sind wir über zwei riesige Muränen die auch zum Verkauf angeboten werden. Wie wir gelesen haben, verlassen Muränen Nachts ihre Höhle und schwimmen auf der Jagd nach Beute im freien Wasser und geraten so in die Netze. Auch Kochrezepte für Muräne finden sich im Internet. In Gesprächen mit Omanis auf dem Markt, nicht ihr bevorzugter Fisch, sie kaufen lieber Kingfish und Red Snapper.

Bevor wir Muskat endgültig verlassen, ist ein Stopp in der Oman Mall angesagt. Zum einen findet sich dort ein riesiger Carrefour Supermarkt, mit allen Lebensmitteln, die das Reisen angenehm machen. Zum anderen macht es einfach Laune in dieser wunderschönen Mall zu wandeln, einen herrlichen Cappuccino zu trinken und den Besuchern beim Flanieren zuzuschauen. Und ganz besonders interessiert uns, was sich hinter „Oman Snow“ verbirgt. Ein gut 50×50 Meter großer, auf minus 5 Grad abgekühler Funpark für Kinder. Die stecken alle in dicken warmen Overalls und toben durch den ganz leicht von der Decke rieselnden Schnee. Was sollen wir davon halten, in einem Land wo es im Großteil kaum regnet, von Schnee völlig abgesehen.

Meer

Der Oman verfügt über eine Küstenlinie von fast 2.000 Kilometern. Klar, dass wir auch an einigen Stellen an den indischen Ozean kommen. Die Strände sind so unterschiedlich, wie das ganze Land. Kilometerlange Sandstrände ohne Bebauung und ohne einen Menschen weit und breit. Steinige Abschnitte und dazwischen immer wieder kleine Buchten. Aber auch Abschnitte mit Dünen und Dünengras. Das wichtigste Kriterium, an welchem der vielen Strände wir ein paar Tage verbringen wollen, ist zum einen die Möglichkeit zu schwimmen. Durch den fast ständigen starken Wind, die sehr ausgeprägte Ebbe und Flut und den großen Wellen, ist das nicht immer gegeben. Das zweite Kriterium ist die Vermüllung des Strandes selbst. Es gibt praktisch keinen Strandabschnitt an dem sich nicht Plastikflaschen, deren Verschlüsse und Plastiktüten in allen Größen, Formen und Farben finden. An einem Strand auf der dem Festland vorgelagerten Insel Masirah ist vom Zivilisationsmüll wenig zu finden. Dafür ehemals genutztes Material für die Fischerei das angeschwemmt wurde. Aus dem Allerlei macht Anke Strandkunst. Hier ist es für uns am schönsten und so bleiben wir drei Tage und Nächte am Strand stehen, genießen die Ruhe und machen Urlaub vom Reisen.

Am ärgerlichsten sind allerdings die im Meer treibenden Netze in denen sich Meeresschildkröten verheddern und dann daran zu Grunde gehen. An fast jedem Strand haben wir Kadaver von Meerschildkröten angetroffen. So sind unsere Tage an den verschiedenen Stränden am Ende doch immer erholsame, aber mit Einschränkungen.

Am Ende unserer Oman Reise besuchen wir noch einen ganz besonderen Meeresabschnitt: Die „Sugar Dunes“. Zuckerweißer Sand den der Wind zu formschönen Dünen geformt hat und diese fast direkt ins Meer abfallen. Je nach Sonnenstand verändert sich die Farbe der Dünen von beige und um die Mittagszeit herum leuchten sie dann wie der Name ausweist Zuckerfarbenweiß. Wir haben Glück, da auch noch Vollmond ist und das Weiß des Sandes das Mondlicht schier unglaublich hell reflektiert. Wir sitzen noch lang vor dem Sprinter in diesem Licht und hören den Wellen zu. Ein schöner letzter Abend bevor es durch die Wüste wieder nach Saudi-Arabien geht.