Singapur 2023
Datum: August 2023
Autoren: Anke und Joachim
Der erste Eindruck
Pünktlich gelandet am Changi Airport und Richtung Einreise gelaufen. Die langen Gänge sehen aus wie an jedem anderen Flughafen auf der Welt. Die Einreise dauerte deutlich länger und von Singapurer Effizienz ist nichts zu bemerken. Die automatischen Schranken funktionieren, aber langsam. Auch der Daumenabdruck auf der Glasplatte klappt nicht bei jedem sofort. Nach einer Stunde und dreißig Minuten nach der Landung sitzen wir im Taxi auf dem Weg zum Hotel. Überraschend wenig Verkehr auf den Straßen. Das sollte auch während unserer gesamten Zeit über so bleiben. Dass es um die 30 Grad haben sollte und hohe Luftfeuchte wussten wir ja, aber wenn man den klimatisierten Flughafen verlässt oder vom Taxi ins Hotel geht, ist es schon etwas anderes darüber zu lesen oder festzustellen, wie einem der Schweiß auf die Stirn tritt.
Katong
Unser Hotel liegt sehr gut im Kantong Stadtteil, zwar etwas außerhalb von Downtown, aber sehr sympathisch. Gleich gegenüber reihen sich Restaurants, Bars, Cafés und kleine Geschäfte aneinander. So erkunden wir am Nachmittag unserer Ankunft noch die Gegend. Die kleinen Shophouses in der Architektur der Peranakan (die älteste Volksgruppe in Singapur), der Chinesen und Briten reihen sich in bunten Farben aneinander. In einem Hindu-Tempel wird der Vollmond gefeiert und wir beenden den ersten Abend mit einer Nudelsuppe und einem Tiger Bier.
Für das Singapur Sightseeing bietet es sich an, die verschiedenen einzeln Viertel zu besuchen. Die EZlink Karte, mit der man alle Busse und die Metro nutzen kann, macht das Hin und Her sehr einfach. Die Preise für die Fahrten sind unglaublich günstig. Mit einem Euro für die Metro fahren wir durch die halbe Stadt. Busse kosten oftmals nur 50 Cent.
Marina Bay
Das Viertel mit dem berühmten Hotel, dem Marina Bay Sands mit den drei Türmen und seinem Pool oben auf dem Dach. Dahinter liegen die Gardens by the Bay und das ist auch unser erstes Ziel. Ein tropischer Garten in dessen Zentrum mehrere Stahlskelett Strukturen fächerförmig in den Himmel ragen. Bepflanzt mit allerlei Kletterpflanzen, Orchideen und Farnen. Schön anzusehen, aber wir hatten uns diese Stahlfächer größer und imposanter vorgestellt. Hier bei den Gardens by the Bay, stellen wir auch das erste Mal fest, dass Singapur für Touristen ein recht teures Vergnügen sein kann. Der kaum 200 Meter lange Skywalk soll 5€ Eintritt kosten und die beiden Gewächshäuser pro Person 20€.
Mittlerweile ist es Mittag und es wird sehr warm und schwül. Über eine Fußgängerbrücke gelangen wir direkt in die Marina Sands Shopping Mall. Erster Eindruck – schön kühl hier drin. Zweiter Eindruck – gibt es wohl keine Luxusmarke auf der Welt die hier keinen Shop hat? Gucci, Rolex, YSL, Chanel, … Verteilt auf drei Etagen und gut 1,5 km lang. Zeit für uns runter zu kühlen und einen Mittag Snack zu nehmen. Was könnte besser passen als ein Dutzend leckere Dumplings. Wieder draußen in der tropischen Hitze laufen wir noch um die Marina Bay herum und bestaunen die vielen Hochhäuser in denen vor allem die weltweit agierenden Banken ihre Büros haben.
Abends, wenn die Sonne untergeht, zeigt sich die Marina Bay ganz anderes. Die Luft kühlt merklich ab, warm ist immer noch, und die Hochhäuser beginnen langsam in der zunehmenden Dunkelheit zu blinken und zu leuchten. Punkt acht Uhr beginnen dann die Wasserspiele. Eine Show mit Wasserfontänen, Licht und einem etwas eigentümlichen Soundtrack. Der nicht so genau weiß wo er hin will. Indianer Jones, Piraten der Karibik oder doch AC/DC. Natürlich lassen wir uns das Spektakel nicht entgehen. Gleich nach dem Ende beginnt dann eine Völkerwanderung. Touristen aller Herren Länder schieben sich durch das Marina Bay Sands Hotel oder der Shopping Mall in die Gardens by the Bay. Dort beginnt nämlich um 20:45 Uhr die Light and Sound Show. Weniger spektakulär aufgeladen, dafür mit einer angenehmen Musik aus Swing und Jazz und die Lichter in den Stahlskeletten erzeugen im Garten eine leicht beschwingte Atmosphäre. Auch hier ist nach gut 15 Minuten die Show zu Ende und wir nehmen für den Heimweg zum Hotel die Metro
Kampong Glam und Little India
In Kampong Glam liegt das Zentrum der Moslems in Singapur. Eingewandert in den letzten 200 Jahren aus Indien, dazu die heutigen Malaien und Menschen aus dem Mittleren Osten. Die Sultan Moschee bildet das Zentrum des Viertels. Zum Besuch heißt es Schuhe ausziehen, Männer lange Hosen und Frauen bedecke Schultern, wie auf der ganzen Welt üblich beim Besuch einer Moschee. Wir waren dafür gut vorbereitet. Das Innere recht schlicht in Grün und Weiß gehalten, dazu ein einfacher Teppichboden für die Männer die ebenerdig beten dürfen. Frauen ein Stockwerk höher. Viel zu sehen gab es nicht, dafür um die Moschee herum. Kleine Gässchen an deren Seiten die alten Shophouses stehen bleiben durften. Heute finden sich hier Bars, Restaurants – viele mit dem Hinweis „Halal“ – Souvenir Shops und Boutiquen. Diese Gegend ist ein Anziehungspunkt für den Tourismus und so ist es ganz schön trubelig.
Wir ziehen weiter und schlängeln uns durch die Straßen bis an den Rand des indischen Viertel. Rund 10% der Einwohner stammen aus Indien, entweder schon lange verwurzelt oder als Gastarbeiter erst kürzlich angekommen. Bemerkbar macht sich Indien auf verschiedene Weise. Es riecht anders aus den kleinen Restaurants und Geschäften. Es wird fordernd darauf hingewiesen man möge doch bitte die hingehaltene Speisekarte konsultieren und die Männer glotzen auch recht ungeniert Anke an. „Indien halt“. Angekommen am Sri Veeramakaliamman Tempel deutet schon die Masse an Schuhen an, dass der Tempel sehr gut besucht ist. Im Gegensatz zu den Moslems findet sich hier keine Person die auf die Kleidervorschriften achtet und so kann Joachim in seinen Shorts den Tempel besuchen. Die Priester nehmen Opfergaben in einem abgesperrten Mittelgang entgegen, tragen diese dann ins Heiligtum und dann ist nicht mehr zu sehen was passiert. Zurück kommen die Priester mit kleinen Plastiktüten in den wir Bananen, Blumen und Bonbons erkennen können. Die Tüten sind schnell an die wartenden Tempelbesucher verteilt. Die Luft im Tempel ist noch mal einen Tick wärmer, schwüler und geruchsintensiver. Die wenigen Räucherstäbchen die brennen kommen nicht dagegen an. Uns ist einfach zu warm und so besuchen wir im Anschluss ein Goldgeschäft in dem eine kräftige Klimaanlage läuft. Das Gold was hier angeboten wird, in Ringen, Halsketten, Ohrringen ist Gold 916, es glänzt sehr goldig, nicht so unser Geschmack.
Da der botanische Garten nicht weit ist, wollen wir den heute noch mitnehmen. Auch um das Gedränge und Geschiebe im indischen Viertel hinter uns zu lassen. Der botanische Garten ist das einzige UNESCO Weltkulturerbe und von daher praktisch ein Muss für uns. Der Garten ist groß, schön angelegt, mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Bäumen, Sträuchern und bodennah wachsenden Pflanzen. Wir schlendern durch den Park, nehmen einen Abzweig durch noch existenten Primärwald, sehen den Singapurern beim Picknick unter den ausladenden Bäumen im Schatten zu und verlassen nach einer Stunde am anderen Ende den Park durch ein großes Tor wieder. Praktisch, wie so oft, ist gleich gegenüber eine Metrostation.
China Town
Eines kennzeichnet Singapur besonders aus, das zumindest für uns offensichtliche entspannte Verhältnis der Religionen und der vier großen Volksgruppen (Malaien, Inder, Hindus, Europäer) zueinander. Auf dem Weg von der Metro zum wichtigsten Heiligtum der Buddhisten geht es am größten Hindutempel Sri Mariamman vorbei. Wir sind relativ früh unterwegs und im Tempel sind kaum Besucher. So können wir die frühe entspannte Atmosphäre gut aufnehmen.
Gleich ums Eck, keine 200 Meter weiter liegt der Buddha Zahn Tempel, der wichtigste buddhistische Tempel in Singapur. Warum Zahn Tempel? Bei Bauarbeiten fand man einen Zahn Buddhas! Buddha Siddhartha starb ca. 500 vor Christus! Ob man das so glauben kann? Als wir eintreten findet in der großen Halle gerade eine Pooja statt, also ein öffentliches Gebet, bei dem die Mönche Gebete rezitieren und die Gläubigen in den mitgebrachten Büchern den Text mitlesen können. Wir haben diese Gebete schon in anderen Ländern erlebt, und es ist jedes Mal ergreifend welche Atmosphäre durch den tiefen Gesang der Mönche entsteht. Der Tempel verfügt über mehrere Stockwerke und über ein erstklassiges Museum buddhistischer Kunst aus aller Welt. Auf dem Dach befindet sich ein kleiner Garten und eine große Gebetstrommel und Anke dreht dreimal eine Runde. Ihre Wünsche dabei behält sie für sich.
Ein paar Staßen weiter im trubligen Chinatown, ein erneutes Besipiel für das Zusammenleben von Moslems und chinesischen Buddhisten. Im Tempel wurden gerade Hochzeitsfotos gemacht und das Paar sah noch ganz entspannt aus.
Wieder unten auf der Straße angekommen, sehen wir schräg gegenüber ein Hawker Center. Eine große Halle in der sich unzählige Garküchen aneinanderreihen und sich die fest montierten Tische und Hocker teilen, wie ebenso das Spülen des Einheitsgeschirrs. Wobei unterschieden wird in standard und halal – halal für die Moslems. Wir laufen gemächlich die lange Halle entlang und entschließen uns für zwei Schüsseln Laksa Nudeln mit Hühnchen. Lecker, heiß, scharf, schweißtreibend aber super geschmackvoll. Dabei kostet die Schüssel, die richtig satt macht nur 3€. Diese Hawker Center sind die Kantinen der Büroangestellten, die Mensa für Studenten und für viele ältere Singapurer eine sehr günstige Möglichkeit sich zu verpflegen, ohne selbst kochen zu müssen.
Zum Abschluss des Tages schauen wir uns noch Singapur von oben an. Der Reiseführer gibt an, dass man in einem Wohnhaus in den 50. Stock auf die Terrasse fahren kann. Ein toller Blick von hier oben auf das so unterschiedliche Häusermeer Singapurs. Interessant zu sehen ist, wie zwischen den Hochhäusern die alten kolonialen Viertel erhalten sind. Wir hoffen, dass dies auch noch lange so bleibt, denn ohne diese würde der Charme Singapurs verschwinden.
Colonial District
In diesem Teil der Innenstadt stehen die kolonialen Gebäude aus der Zeit als Großbritannien seinen Höhepunkt der Macht in der Welt erreicht hatte. Das altehrwürdige Raffles Hotel, das Parlament, das höchste Gericht, die in ein Museum umgewidmete City Hall, das Theater und davor die Statue von Sir Stamford Raffles, dem Gründer Singapurs. Gegenüber dem Singapur Fluss dann das heutige Fullerton Hotel, das ursprünglich die Post war und mit enormer Eleganz besticht.
Ein Stück weiter dann ein Wahrzeichen von Singapur. Der Merlion, eine acht Meter hohe Figur zusammengesetzt aus einer Meerjungfrau und einem Löwen aus dessen Maul eine Wasserfontäne strömt. Scharen von Touristen treffen hier zusammen und jeder will ein Foto von sich und dem Merlion – am besten ohne die anderen Touristen auf dem Bild. Was für ein Spektakel. Dabei ist der Merlion nichts Besonderes. Zum Abschluss im Colonial District besuchen wir noch das Asian Civilisations Museum. Hauptattraktion ist die nahezu unversehrte Ladung eines ca. 600 nach Christus gesunkenen Handelsschiff mit wunderschöner Keramik aus China, die wohl auf dem Weg nach Indien war. In weiteren Stockwerken gibt es tolle Artefakte aus ganz Asien. Ein fantastisches Museum, dessen ganze Pracht kaum aufzunehmen ist.
Bugis
Der Stadtteil Bugis ist an sich nicht so touristisch interessant. Was ihn für uns doch besuchenswert macht, sind die beiden Tempel die in unmittelbarere Nähe zu einander stehen. Der hinduistische Sri Krishna Tempel und der chinesisch-buddhistische Kwan Im Thong Hood Cho Tempel. Interessant zu sehen ist, dass Gläubige beider Religionen, zur Sicherheit, auch im jeweiligen anderen Tempel beten. Chinesen mit Räucherstäbchen in den vor der Brust gefalteten Händen. Und die indischen Priester die diese als Opfergaben annehmen. Inder wiederum die im buddhistischen Tempel ebenfalls Opfergaben wie Lotusblüten oder Chrysanthemen opfern. So sitzt der Affengott Hanuman und die hinduistische Gottheit Ganesha neben Konfuzius und dem Laughing Buddha. Der Besuch in Bugis fällt zusammen mit dem Nationalfeiertag und so ist die Stadt relativ ruhig. Viele Regionen in der Stadtmitte sind abgesperrt wegen der großen Parade am Nachmittag und viel Militär und Polizei ist auf dem Weg dorthin. Wir beschließen unseren Besuch von Singapur ruhig ausklingen zu lassen. Fahren zurück ins Hotel und springen nochmal in den Swimmingpool.
Was uns sonst noch aufgefallen ist
Die Stadt ist unglaublich grün. Riesige Bäume säumen die Straßen. Es gibt jede Menge Parks, in den Vorgärten der Häuser grünt und sprießt es.
Alle wichtigen Informationen werden immer in 4 Schriften angezeigt: Englisch, Chinesisch, Malayisch und auf Hindu.
Singapur ist bei weitem nicht so sauber und steril wie es das Image vielleicht verbreitet. Sauber ist die Metro schon und die Busse ebenfalls. Kein Papier oder gar Müll liegt herum. Dafür sorgen schon die drakonischen Strafen. Wer sich in der Metro nicht an die Regeln hält, kann bis zu 3 Jahre ins Gefängnis kommen und/oder eine Geldstrafe und Stockhiebe bekommen.
Stau haben wir keinen erlebt oder gesehen. Dafür eine Dichte an Luxusautos die ihresgleichen sucht. Porsches gibt es so gut wie an jeder Ecke. Schwarze S Klasse ebenfalls reichlich. Wirklich auffallend sind nur die Ferraris, McLarens, Bentleys und Rolls Royce.
Alkohol ist teuer. In einfacheren Bars kostet das 0,4 Liter Bier 10€. In Restaurants in denen Wein angeboten wird, waren wir erst gar nicht. Insgesamt ist Singapur eine teure Stadt. Wie die Einwohner sich das für uns teure Leben leisten. Ganz einfach. Es werden hohe Gehälter bezahlt und die Einkommenssteuer bei 100.000€ Jahresgehalt beträgt 12%. Und alle anderen, nicht so gut verdienenden Singapurer, müssen hart arbeiten, ein Taxifahrer z.B. hat eine 12 Stunden-Schicht, 7 Tage die Woche. Gewohnt wird in den äußeren Bezirken der City, die öffentlichen Verkehrsmittel sind zahlreich und günstig vorhanden.