Kuwait 2024
Autoren: Anke und Joachim
Datum: November 2024
Unsere neun Tage im Emirat Kuwait
Auf den ersten Kilometern in Kuwait, die erste Überraschung. Ist die Straße schlecht. Rissiger Asphalt, tiefe Furchen und Schlaglöcher. Es rumpelt gewaltig und wir müssen immer wieder den Löchern ausweichen. So geht es gut 70 Kilometer dahin, bis wir in der Dämmerung die Lichter von Kuwait City sehen und die Straße, mittlerweile sechsspurig, auch besser wird. Nach den letzten Tagen die doch sehr aufregend waren, brauchen wir dringend ein bisschen Ruhe und Entspannung. Wir suchen in einer App nach einem guten Platz am Meer und mittels Google Maps finden wir auch die Abzweigung. Allerdings ist es eine Piste und wir parken einfach am Rand in der stockdunklen Nacht. Gut ausgeschlafen fahren wir am nächsten Morgen die zwei Kilometer bis an den Strand und finden einen ruhigen Platz für die nächsten beiden Tage. Die wenigen Kuwaitis, die zum Angeln hierhin kommen, schenken uns keine Beachtung, was uns ganz recht ist.
Da am Sprinter die Motorkontrollleuchte seit ein paar Tagen brennt, fahren wir als erstes zu Al Mulla Daimler Trucks in Kuwait. Wir warten keine halbe Stunde und schon hängt der Sprinter am Xentry (das MB-Diagnosesystem) und spukt zwei Informationen aus. Ein Füllstandsensor am AdBlue Tank zeigt einen falschen Wert. Der Fehler wird gelöscht und zudem der AdBlue Tank wieder aufgefüllt. Erledigt. Ein Blick auf den Luftfilter zeigt, besser auch gleich tauschen. Erledigt. Dieselfilter könnte man auch machen. Haben sie leider keinen vorrätig. Joachim hat aber einen mitgenommen und der wird dann verwendet. Erledigt. Der zweite Fehler dagegen ist hartnäckig. Eines der beiden Abgasrückführventile arbeitet nicht ganz richtig. Der Fehler lässt sich löschen, aber ein Ausbau und Reinigung des Ventils klappt nicht. So entscheiden wir einfach damit weiterzufahren. Den halben Tag bei Daimler Truck haben wir unterschiedlich erlebt. Joachim beim Sprinter und den Mechanikern, Anke hingegen im Verkaufsraum. Anke mit Tee, Wi-Fi und klimatisiert. Alle Mitarbeiter super freundlich, hilfsbereit und sehr angenehm. Zum Schluss bekommt der ULG noch eine komplette Wäsche und steht jetzt wieder blitzblank auf den Rädern.
Nun haben wir Zeit uns Kuwait City anzuschauen. Wir parken auf einer riesigen Brachfläche mitten in der Innenstadt mit hunderten anderen Autos. Wie sich auch in den kommenden Tagen zeigen wird, finden sich immer wieder diese riesigen freien Flächen. Stadtplanung, so scheint es uns, ist nicht wirklich vorgesehen. Nur ein paar hundert Meter entfernt vom Parkplatz recken sich die Hochhäuser in den Himmel. Wir durchqueren schöne Einkaufsmalls und setzen uns in eines der Cafés die es auf der ganzen Welt in immer gleicher Ausführung gibt. Starbucks, Caribou, The Coffee Bean, etc. Zeit um die Einwohner Kuwaits in Ruhe beobachten zu können. Die kuwaitischen Männer in der traditionellen Thawft, einige Expats im Anzug. Die Frauen, vor allem die jüngeren super schick gekleidet und perfekt geschminkt. Die langen schwarzen Haare offen getragen. Im Café sitzen aber auch einige Frauen im schwarzen Tschador. Eine sehr interessante Mischung die hier zusammenkommt. Wir schlendern durch den überdachten Souk zurück zum Parkplatz und kommen an einer weiteren Besonderheit Kuwaits vorbei. An den Hauptstraßen stehen die Hochhäuser mit den Glasfassaden und dahinter kleine mitunter sehr runtergekommene Häuser. In den Shops der Erdgeschosse wird angeboten, was die vielen Gastarbeiter aus Indien, Pakistan und Südostasien fürs tägliche Leben benötigen. Die kleinen Restaurants bieten meist indisches Essen an und so riechen auch die Hinterhöfe nach Indien.
Für die Nacht haben wir uns den Parkplatz des Fischmarkts, der direkt neben dem Hafen der Dhaus liegt, ausgesucht. Vom Parkplatz sind es nur ein paar Schritte in die riesige Halle. Am Spätnachmittag erleben wir noch die Auktion des täglichen Fangs. In einer langen Reihe stehen die mit verschiedenen Fischen gefüllten Plastikkörbe und Plastikkisten. Die Auktionatoren stehen dahinter und die Käufer davor und sobald ein Korb verkauft ist, schieben die Fischer ihren nächsten Korb nach. Das Handeln und Feilschen sind so laut, dass man sein eigenes Wort nicht versteht. In einem anderen Teil des Marktes wird Fisch und Meeresgetier für Restaurants angeboten und auch einzeln verkauft. Unglaublich was der persische Golf an Fischreichtum zu bieten hat. Für uns ist klar, heute Abendessen in einem Fischrestaurant. Der gegrillte Fisch war sehr gut. Ein Glas Weißwein dazu hätte natürlich gut gepasst, aber Kuwait ist eben ein „trockenes“ Land.
Ein Highlight von Kuwait ist die große Moschee. Sie fasst 10.000 Gläubige, die von so vielen Menschen aber nur in den Tagen des Ramadans genutzt wird. Wir erhalten eine Führung durch den großen Gebetsraum und das VIP-Zimmer für die Familie des Emir. Zuvor wird Anke aber noch eingekleidet. In einem Nebenzimmer der Rezeption wird eine frisch gereinigte Abaja aus der Plastikverpackung der Reinigung entnommen und Anke von einer netten Mitarbeiterin entsprechend „verpackt“. 1979 wurde mit dem Bau der Moschee begonnen. Sicherlich kein Zufall, da in diesem Jahr sich der Rohölpreis verdoppelte und einen vorläufigen Höhepunkt erreichte. 1986 wurde die Moschee dann eröffnet. Die farbenfrohen und kleinteiligen Mosaiken wurden von marokkanischen Handwerkern gestaltet und angebracht. Die Kronleuchter aus Deutschland und der Teppich aus dem Iran.
Für den nächsten Tag steuern wir einen Autoglas Spezialisten an. Wir hatten auf den ersten Kilometern hinter der Grenze einen Steinschlag in der Frontscheibe erwischt. Wir finden die Werkstatt in einem der vielen Viertel für Autoersatzteile und Werkstätten. Die Reparatur geht schnell und professionell. 15 Euro und wir können wieder beruhigt fahren. Vom Stadtzentrum aus waren es allerdings auch fast 40 Kilometer dorthin. Wie wir überhaupt sehr viele Kilometer zwischen den einzelnen Stationen fahren. Kuwait City ist nicht gerade klein und da Platz genug ist, hat es eine enorme Ausdehnung, durchzogen von etlichen Autobahnen.
Was wir uns auch in jedem Fall anschauen wollen, ist die zweitgrößte Shopping Mall in den Golfstaaten. Sie heißt: The Avenues. Der ganze Komplex ist in verschiedene Avenues gegliedert und jede bietet einen anderen Anblick. Frankreich, Italien und Fantasiearchitektur. Super interessant ist die Avenue mit den Luxuslables. Hermes, Louis Vuitton, Dior und wie sie alle heißen. Interessant sind die Preise die für die Bekleidung tatsächlich im Schaufenster zu lesen sind. Joachim schaut sich eine eher hässliche Jacke für den Herbst an: 5.000 Euro. Bei Dior kosten die Abendkleider ab 13.000 Euro aufwärts. Wobei die Schaufensterdekoration von Dior unglaublich aufwendig und faszinierend das Meeresleben aufnimmt. Noch einen Tee und Kaffee und dann zurück zum Sprinter und raus in die Wüste für die Nacht.
Heute ist Samstag und damit Kamelrennen in Kuwait. Am Vormittag werden schon die ersten Kamele an unserem Sprinter vorbei zur Rennbahn geleitet. Wir haben Zeit, denn die Rennen beginnen erst um 13.00. Es dauert etwas bis wir verstehen, wie der Ablauf eines Kamelrennen ist. Zuerst stehen wir mit einigen Besuchern am Zieleinlauf. Bevor wir die Kamele im Endspurt sehen können, sehen wir eine riesige Staubwolke und darunter wild hupende Geländeautos, die parallel zu den Kamelen fahren und diese anfeuern. Vom Auto aus wird auch der automatische Jockey bedient. Ein kleiner Elektromotor der einen Plastikstock bedient und je nach Einschätzung des Kamel Besitzer entweder schneller oder sich langsamer dreht und so das Kamel anfeuert. Einer der Kamelbesitzer klärt uns dann auf. Wir sollen doch mit dem Auto zum Start fahren, da wäre was los. So machen wir es auch. Fahren am Zieleinlauf und an mehreren Zäunen vorbei und sind dann auf der Spur die parallel zur Sandrennbahn verläuft. Insgesamt sind das acht Kilometer. Nur die über 5-jährigen Kamele rennen diese Distanz. Wir stoppen bei Kilometer vier, wo die jüngeren Kamele fertig gemacht werden für den Start. Eine Schnur die durch die Nüstern geht wird an einer Querstange auf einen Haken gezogen, davor ein Sichtschutz sodass die Kamele erstmal nichts sehen. Sind alle eingehakt und bereit, schaut ein Schiedsrichter, ob alles seine Richtigkeit hat und dann: Zack schnallst die Querstange nach oben und gibt dabei die Schnur frei. Jetzt ist der Weg frei und die Kamele rennen los. Gefolgt von der Automeute die parallel bis ins Ziel mitfährt. So erleben wir vier Starts und Rennen die jeweils auch von einem Kamerateam begleitet und live in YouTube gestreamt werden.
An unserem letzten Tag in Kuwait wollen wir noch das Erdölmuseum besuchen. Nur das Öl was scheinbar unendlich aus dem Boden zu holen ist und für das global nach wie vor ein riesiger Bedarf ist, macht erst dieses Leben in der Wüste möglich. Bezeichnend dafür ist die Temperatur im Museum. 18,3 Grad, also kalt, wenn man wie wir im T-Shirt kommt. Drei Facetten sind besonders an der Erdölgeschichte von Kuwait. Das weltweit zweitgrößte Erdölfeld, das seit fast 100 Jahren ausgebeutet wird. Dann die brennenden Ölfelder die Saddam Hussein hat anzünden lassen und deren schwierige Löschung und die Millionen von Liter Rohöl, die in der Wüste versickert oder in den Persischen Golf geflossen sind. Zum Ende des Museumsrundgangs sehen wir einen Plexiglaszylinder, mannshoch und zwei Meter im Durchmesser. Dieser wird innerhalb einer guten Sekunde mit einer schwarzen, Rohöl ähnlichen Flüssigkeit gefüllt. Wohlstand anschaulich gemacht. Umgerechnet auf 24 Stunden macht das 2 Millionen Barrel. Das Barrel kostet aktuell rund 60 Euro. Macht innerhalb 24 Stunden rund 150 Million Euro Umsatz oder 4,5 Milliarden Euro im Monat.
Unser letztes Highlight für Kuwait ist unsere Fahrradtour entlang der Corniche. Wir parken weit außerhalb am Beginn des Radwegs, der neu angelegt ist. In der Dämmerung geht es los, immer mit Blick auf die Skyline deren Lichter immer strahlender werden, je dunkler es wird. Immer im Blick das Wahrzeichen von Kuwait. Die Tower. Zwei dienen als Wasserspeicher und der dritte, der eher einer Nadel gleicht, dient der Beleuchtung der Tower. Einmal drum herum geradelt und dann zurück ans Auto. Die Fahrräder für morgen aufgeladen, einen ruhigen Platz am Meer angefahren und die letzten Tage nochmal Revue passieren lassen. Was uns sehr gut gefallen hat, ist die Atmosphäre von Kuwait und seinen Bewohnern. Kaum Hektik, kaum Stress, alles geht recht gemütlich voran. Alle sind freundlich und hilfsbereit. Für uns als Reisende eine sehr angenehme Zeit. Morgen dann, auf nach Saudi-Arabien.