Montenegro

August 2022, Autor: Joachim

Bucht von Kotor

Nach gut einer Stunde die wir für den Grenzübertritt gebraucht haben, fahren wir auf einer perfekt geteerten Straße immer leicht bergab in die Bucht von Kotor. Die Bucht als auch der Hauptort Kotor sind UNESCO Weltkulturerbe. Es ist August, nach wie vor Hauptsaison und der Anruf auf dem Campingplatz zahlt sich wieder aus. Wir bekommen noch einen prima Platz. Am nächsten Morgen auf die Fahrräder, zur Fähre und dann an der Bucht entlang auf einer schmalen Küstenstraße nach Kotor. Je näher wir kommen umso voller wird die Straße, dann Stau und final ein veritables Verkehrschaos. Menschenmassen schieben sich durch die Altstadt. Zwei Kreuzfahrtschiffe haben ebenfalls ihre Passagiere an Land gesetzt. Uns ist es schnell zu viel und so radeln wir auf der gleichen Strecke wieder zurück. Alles in allem ein schöner Ausflug.

Nach den Menschenmassen in Kotor finden wir genau das richtige. Einen ruhigen Campingplatz am Ende einer Einbahnstraße, oberhalb des Meers und wir parken in der „prime location“ mit Blick aufs Meer. Hier lassen sich ein paar Tage gut verbringen. Das Meer ist klasse, erfrischend, leuchtend Blau.

Budva und der Massentourismus aus der Balkan-Region

Dann der brutale Kontrast: Budva. Die Stadt am Meer, ausgerichtet auf Massentourismus für die östlichen Balkanländer, vollgeparkt, dazu noch als Kontrast gegen die Berge etliche Bauruinen oder halbfertige Apartmentanlagen. Am Strand eine Liege an der anderen. An der Promenade Döner- und Pizzastände, Eisverkäufer, Restaurants, Glückspielhallen. Wir sind ziemlich geschockt. Die Altstadt ist schön, aber eben auch voll mit Menschen. Für uns kein Platz zum Verweilen. Gleich wieder in die Berge, ins Hinterland zum Koster Ostrog.

Kloster Ostrog

Ungewöhnlich für die Jahreszeit regnet es wie aus Kübeln. Der Fußweg zum Kloster dann eben mit Regenjacke und Schirm. Das Kloster hängt wie ein Schwalbennest in einer mehrere hundert Meter hohen Felswand. Im Allerheiligsten bewacht ein Mönch die kleine Felsenkapelle und die Gläubigen küssen beim Eintreten erst den Türstock und dann die Hand es Mönchs. Nun denn, das lassen wir aus. Faszinierend sind die mehrere Jahrhundert alten Wandmalereien, die im scharfen Kontrast stehen zu den erst kürzlich gemalten Wandbildern. Die alten sind wesentlich feiner gemalt und ausdrucksvoller.

Durmitor Nationalpark

Die Wettervorhersage für den Durmitor Nationalpark ist gut, also den ULG nach Norden gewendet und los. Auf dem Weg dorthin machen wir noch einen Stop beim Kloster Moraca, gegründet 1252. Es gehört zu den ältesten erhaltenen Klosteranlagen und hat beeindruckende Fresken und Ikonen. Die „stairway to heaven“ hat uns besonders beeindruckt.

Der Durmitor Nationalpark gehört seit 1980 zum UNESCO-Weltnaturerbe und schon die Anfahrt verspricht eine herrliche Landschaft. Was sich die nächsten Tage auch erweisen wird. Toll sind die schmalen Straßen die den Park durchziehen und auf denen ganz wenig Verkehr ist. So können wir tolle Radtouren fahren. Da die Berge bis auf über 2.500 Meter hoch gehen, sind wir auch immer etliche Höhenmeter geradelt. Tage später zieht am frühen Morgen ein schweres Gewitter auf, diesmal mit Hagel und so entscheiden wir uns, nachdem das Gewitter abgezogen ist, wieder nach Süden zu fahren. Unserem letzten großen Ziel in Montenegro entgegen.

Nationalpark Skadarsko Jezero

Der Nationalpark Skadarsko jezero ist ein riesiger See, in Größe mit dem Bodensee vergleichbar. Zuvor durchqueren wir die, vom Auto aus gesehen sehr ansehnliche Hauptstadt Podgorica. Allerdings haben wir bei der Sommerhitze keine Lust die Stadt zu besichtigen. Auch ist die Vegetation in der ganze Ebene, in der die Stadt liegt, sommerlich verbrannt. Braun, gelb, staubig. Was für ein Kontrast als wir zum See abbiegen. Auf einmal eine sattgrüne Wasserlandschaft. Kaum zu glauben. An einem Zufluss des Sees, findet sich auf einer großen Wiese ein netter Campingplatz. Perfekt für uns. Wir erkunden die Gegend einmal mit den Mountainbikes und einmal fahren wir mit einem Motorboot auf dem Zufluss und hinein in kleine Kanäle, die kleine Inseln umströmen. Am Ufer sehen wir etliche Eisvögel, diverse Wasservögel und auf der einen oder anderen Insel auch Kühe und Ziegen.

Ulcinj und Standleben

Wir wollen noch einmal ans Meer in Montenegro und fahren weit in den Süden nach Ulcinj. Entlang des Kilometer langen Strands findet sich ein netter Campingplatz unter Kiefern und abgeschirmt durch eine flache Düne vom Trubel am Strand mit Restaurants, hunderten Liegen und Sonnenschirmen, plärrender Balkan Disco-Musik und bisweilen live Musik. Hinter der Düne lässt es sich aber sehr gut den Tag verbringen. Die Festung und Altstadt von Ulcinj wollen wir aber doch erkunden. Ab auf die Fahrräder und los. Das Gefühl das sich vom Rad aus einstellt: hier fängt für unser Empfinden wieder der Orient an. Die Häuser, die Reklameschilder, eigentümlich geparkte Autos, die Moscheen, das ganze Flair ist Orient. Wir mögen das. Im Café am Rand der Festung dann einen Tee und Baklava. Zum Abendessen finden wir ein tolles Restaurant und kommen alle drei Abende dorthin. Der Ober mag uns, und so gibt es zum Nachtisch immer noch einen richtig großen Schnaps. Dann auf die Fahrräder und beschwingt zurück zum Auto.

Gusinje Nationalpark an der albanischen Grenze

Montenegro ist kein großes Land und so entscheiden wir uns doch noch einmal in die Berge zu fahren. Was uns die Fahrzeit enorm verkürzt ist eine grandiose sechsspurige Autobahn. Gebaut von einem chinesischen Unternehmen, finanziert mit einem Kredit aus China. Gedacht ist die Autobahn um den vor allem serbischen Touristen die Anreise ans Meer deutlich zu verkürzen. Und wir haben am Meer fast ausschließlich serbische Touristen gesehen. In Gusinje stehen wir wieder auf einer Wiese und genießen die frische Bergluft und das grandiose Panorama am Rand des Nationalparks. Am Spätnachmittag noch eine Runde mit dem Fahrrad und was uns oft passiert, wir werden angesprochen. Diesmal sprechen wir aber den Mercedesfahrer an, weil auf dem deutschen Nummernschild ein „S“ für Stuttgart steht. Im Gespräch erfahren wir dass die Familie in der Schlossstraße einen Friseursalon betreibt. Nur ein paar hundert Meter entfernt bin ich aufgewachsen und zur Schule gegangen. So entspinnt sich ein nettes Gespräch mit der Familie auf Heimaturlaub. Zurück bleibt wieder einmal welche Lebenswege sich ergeben wenn Menschen wegen eines Kriegs die Heimat verlassen.

Von Gusinje, das direkt an der Grenze zu Albanien liegt, machen wir uns auf den Weg nach Hause und fahren wieder nach Bosnien Herzegowina (BiH).

Den Bericht zu BiH könnt Ihr unter der eigene Rubrik Bosnien-Herzegowina finden.