Borneo 2023
Datum: August 2023
Autoren: Anke und Joachim
Malaysia | Borneo | Sarawak | Kuching
Kuching die Hauptstadt des Bundesstaates Sarawak im malaysischen Teil von Borneo
Selamat Datang – Willkommen
Die Reise nach Kuching beginnt im asiatischen 21. Jahrhundert bei Air Asia im Changi International Airport von Singapur Terminal 4.
Einchecken am Automaten und Bordkarten entnehmen, so einfach. Dann schnell am gleichen Automaten die Gepäckanhänger ausgedruckt, so einfach. Keine 20 Meter zur Gepäckabgabe, auch am Automaten, so einfach. Kurz nochmal den Reisepass ins Lesegerät und schwupps sind die Koffer auch eingecheckt. Ausreise, auch automatisch mittels Gesichtserkennung. Handgepäck-Kontrolle: so einfach, alles drin lassen. Keinen Laptop, keine Powerbank auspacken und schon gar nicht die lächerlichen Plastiktütchen mit den Kosmetika. Alles in allem keine 15 Minuten. Wow, so einfach kann es gehen. Digital ist Asien uns Europäern weit voraus. Wie sich auch noch später zeigen wird, kann aber auch sehr lästig werden.
Angekommen in Kuching keine Taxis am Flughafen. Was stimmt hier nicht? Wir kommen nicht zum überlegen, weil uns ein Fahrer anspricht, der Preis passt und wir sind auf dem Weg ins Hotel. Das Zimmer war noch nicht fertig, also gehen wir in die gegenüber liegende Shopping Mall zum Mittagessen. Hier zeigt sich dann sehr deutlich, dass wir in einer anderen Welt angekommen sind, im Vergleich zu den Luxus-Malls in Singapur. Als wir ins Hotel laufen wollen, regnet es, und zwar so wie man sich einen tropischen Regenguss vorstellt, wie aus Kübeln. Wir warten 15 Minuten, dann ist Schluss, nur die Autos müssen den großen und tiefen Wasserstellen ausweichen.
Zum Spätnachmittag geht es dann an die Waterfront. „Grab“ lautet das Zauberwort. Eine App um online ein Taxi zu buchen, Essenanlieferung, online Bezahlen und noch vieles mehr. Funktioniert prima und kostet pro Fahrt nicht viel. Deshalb auch keine Taxis mehr. Angekommen an der Waterfront geht gerade die Sonne unter und wir schlendern durch das im Vergleich zu Singapur wunderbar entspannte Kuching. Am Ende der Waterfront verbindet eine doppelgewundene Stahlbrücke für Fußgänger die beiden Uferseiten des Sarawak-Flusses. Die Sonne geht malerisch hinter der „schwimmenden Moschee“ und den Bergen unter. In dem ehemaligen Court House aus der Kolonialzeit, in dem es jetzt eine Bar und ein tolles Café gibt, genießen wir einen eiskalten Cocktail. Und die Preise kommen unserer Reisekasse auch entgegen.
Kuching Sightseeing
Wir schlendern am nächsten Tag durch die Gassen des historischen Teils von Kuching. Zunächst Little India, vorbei an einer Moschee mit goldenen Kuppeln, Straßenzüge mit alten Shophouses die von Lebensmitteln bis Gummistiefel alles verkaufen. Dann Chinatown. Ein chinesischer Tempel lädt zum Besuch ein. Die Häuser haben alle den typischen tropischen Grünspan an den Fassaden, die Luft ist heiß und schwül.
Unser Interesse weckt ein Sikh-Tempel, etwas unscheinbar in einem größeren Wohnhaus, aber wir gehen einfach mal hinein. Schuhe aus, Kopf bedecken. Ein älterer Herr empfängt uns und führt uns zum heiligen Altar im 3. Stock. Hier liegt unter einem bunt bestickten Tuch das heilige Buch der Sikh und davor sind Schwerter und Plastikblumen drapiert. Wir bekommen von einer heiligen Paste mit einem Löffel etwas in die hohle Hand gelegt, schieben es in den Mund und schmecken einen leicht süßlich nussigen Geschmack. Die braune Paste besteht aus Erdnüssen, Zucker und Gewürzen. Dann kommen wir ins Gespräch. Er ist in dritter Generation in Borneo, die kleine Sikh-Gemeinde umfasst nur 300 Gläubige in ganz Sarawak. Er freut sich über unser Interesse und erzählt, dass er auf einer Europa Reise Rom besichtigt hat und bezeichnet die Sikh Religion als sehr tolerant, was das religiöse Leben in Kuching betrifft.
Am Nachmittag besuchen wir das Cultural Museum. Das große moderne Museum liegt auf einem kleinen Hügel. In didaktisch erstklassigen Darstellungen und Erklärungen wird gezeigt was Sarawak ausmacht. Die Natur, der Regenwald, die verschiedenen Völker die im Wald leben, und die jeweilige Kultur dieser Volksstämme. Teil der Kultur war auch die Kopfjagd auf andere Völker, um die Langhäuser spirituell mit den abgeschlagenen Köpfen aufzuladen. Dazu kommt eine ganze Etage der geschichtlichen Entwicklung, wobei die Zeit der weißen Rajas besonders interessant ist. Briten haben mit großer Zustimmung fast hundert Jahre diesen Landstrich regiert und unter anderem auch eigene Reisepässe ausgestellt. Erst 1946 endete diese besondere Art und Weise wie dieser Landstrich regiert und entwickelt wurde. Ziemlich einmalig weltweit. Interaktive und spannende Elemente verteilen sich im Museum. Zum Beispiel ein großes virtuelles Buch auf einem Bildschirm, das man mit einer Armbewegung blättert und eben diese Geschichte anschaulich erklärt. Oder ein virtueller Fußboden der Textilien und Perlen zeigt, je nachdem wo man darauf geht oder steht. Ein virtueller Regenwald, der anfängt Feuer zu fangen und verschwindet, sobald man davorsteht. Wir sind begeistert und bleiben bis das Museum am späten Nachmittag schließt.
Bako Nationalpark
Wir haben entschieden ein Auto zu mieten und fahren zum kleinen Bootsanleger vor dem Bako Nationalpark. Hier heißt es QR-Code scannen und sich für den Nationalpark zu registrieren, sonst gibt es kein Ticket. Auf dem Smartphone eintippen: Name, Alter, Geburtsdatum, E-Mail, Mobilnummer, usw. Für ein Ticket um einen Nationalpark zu besuchen? Etwas übertrieben. Dann braucht es noch drei weitere Personen um die Kosten für das Boot zum Park zu teilen. Wir finden eine holländische Familie und werden uns über Fahrtroute und Zeitrahmen schnell einig. Dann geht’s mit dem Boot auf die Halbinsel Bako, da der Nationalpark nur mit dem Boot zu erreichen ist. In der Parkverwaltung schreibt uns Joachim ein, denn wir fahren mit dem Boot weiter an die nördlichste Spitze der Halbinsel und laufen von dort zurück zur Parkverwaltung. Die Fahrt geht an tropisch bewachsener Steilküste vorbei, dazwischen kleine menschenleere Strände. Ein kurzer Stopp am Kobra-Felsen, die Schlange schaut bedrohlich nach unten auf die Bootspassagiere. Angekommen am Strand müssen wir durchs Wasser an Land waten. Dann klettern wir über einfache Holzbrücken und Stege die Felsen hoch auf ein Plateau. Von dort ein grandioser Blick auf die kleine Bucht. Hier beginnt der Weg zurück durch unterschiedliche Vegetationszonen. Sehr trockene Gebiete in denen viele Kannenpflanzen in den Bäumen hängen. Diese fleischfressenden Pflanzen locken Insekten an, die dann in die „Kanne“ fallen, die mit einer Verdauungsflüssigkeit aus diversen Enzymen gefüllt ist. Die Insekten rutschen an der glatten Kannenwand hinein und sind die Nährstoffquelle dieser Pflanzen.
Auf dem Weg zurück hoffen wir die Nasenaffen zu sehen, die im Nationalpark leben. Die Nasenaffen sind in Borneo endemisch, kommen also nur hier vor. Von den Affen leider nichts zu sehen. Nach zwei Stunden schweißtreibender Wanderung kommen wir bei der Parkverwaltung an und genießen erst einmal etwas Kaltes zu trinken. Dann plötzlich Tumult und es macht die Runde, dass nicht weit weg ein Nasenaffe im Baum gesichtet wurde. Und dann bekommen doch einen Nasenaffen zu sehen. Er sitzt gemütlich in einer Astgabel und knabbert Früchte und Blätter. Beobachtet das ihm wohl bekannte Bild von oben herab. Menschen mit Teleobjektiven und Smartphones, gerne auch im Wechsel genutzt. Er lässt sich nicht stören, bis ein weiterer Nasenaffe durch die Baumwipfel heranschwingt, die beiden kurz aneinandergeraten und beide im Wald verschwinden.
Semenggoh Wildlife Rehabilitation Center
Ein weiteres Ziel welches wir besuchen wollen ist ein größerer Nationalpark mit noch existentem Primärwald in dem ausgewilderte Orang Utan leben. Der Park liegt an der Stadtgrenze von Kuching und beginnt unvermittelt. Die Orang Utan die hier leben, waren zuvor entweder in Privathäusern gehalten, wurden auf Märkten angeboten oder kamen aus kleinen Zoos hierher. Sehen kann man die Orang Utan praktisch nur an der Fütterungsplattform an der zweimal am Tag Bananen von den Rangern ausgelegt werden. Die Affen können sich die nehmen oder auch nicht, es sind semi-wilde Affen, eine Gewähr sie zu sehen gibt es nicht, auch nicht wie viele davon. Wir haben am Morgen Glück. Nach einem kurzen Weg vom Parkeingang, mal wieder mit Smartphone und QR Code registrieren, beginnt der Wald und am Ende des Wegs sitzen schon zwei Orang Utan auf den Bäumen als ob sie auf uns warten. Wir teilen das Erlebnis allerdings mit gut hundert anderen Besuchern. Es ist an diesem Morgen dämpfig im Wald und gegen die Sonne sehen wir die Affen erst nur im Gegenlicht. Dann geht es in den Wald zur Fütterungsplattform. Wir zu Fuß, die Affen hoch oben in den Baumwipfeln, nicht zu sehen, sondern nur zu hören. Ein Ranger wartet schon und hält Bananen in der Hand. Es dauert eine Weile, aber dann hangelt sich der Erste hinab zur Plattform. Schnappt sich die Bananen und klettert mit einer unglaublichen Leichtigkeit wieder einen Urwaldriesen hinauf. Der zweite Orang Utan ist ein älteres Männchen und als es auf die Plattform tritt, ist er fast so groß wie der Ranger. Auch er verschwindet recht zügig im Wald und wir schauen ihnen noch nach bis kein Knacken und Rascheln aus den Baumkronen mehr zu hören ist. Auf eine Stunde ist die Zeit begrenzt und da der Ranger noch einiges zu den Schützlingen zu erzählen hat, bleiben wir mit ein paar wenigen anderen Interessierten zurück. Die Affen leben in der Tat „frei und wild“, denn ein Weibchen war sieben Jahre verschwunden und tauchte dann mit einem Jungtier wieder auf. Der Ranger erzählte auch, da viele aus der Vergangenheit ihrer Gefangenschaft wissen, dass es in Häusern einfach Futter gibt, würden sich diese, wenn sie nicht gefüttert werden, einfach dort bedienen. Sie wollen aber verhindern, dass es wieder neuen Kontakt zu Menschen gibt, auch wegen der Krankheitsübertragung. Wir waren mal wieder begeistert, diese Menschenaffen so nah sehen zu dürfen. Immer wieder erstaunlich zu sehen, wie sich diese an einem Arm und einem Bein an einem Seil oder Liane festhalten und sich locker und leicht von Baum zu Baum bewegen.
Zurück im Auto fahren wir weiter Richtung indonesischer Grenze. Hier gibt es zwei Karsthöhlen, die besichtigt werden können. Die Fairy Cave ist über eine steile Treppe zu erreichen. Sie ist riesig und hat eine Öffnung die im Gegenlicht wie ein großes Maul mit Zähnen aussieht. Fledermäuse hängen hoch oben in den Nischen. Nicht zu sehen, sondern nur zu hören und dazu ihre Hinterlassenschaften auf den Wegen.
Die Wind Cave ist eine relativ flache Höhle, die zwei Eingänge hat. Hier ist es zappenduster, so schalten wir unsere Stirnlampe an und gehen einmal durch die Höhle hindurch. Überall hört man die Fledermäuse fiepsen und durch die flache Höhle kann man sie im Licht der Lampe überall hängen sehen. Anke fühlt sich nicht wohl hier und ist froh dann wieder Licht zu sehen. Allerdings ist das der andere Eingang und so müssen wir noch mal durch die enge, stickige und nach Feldermauskot riechende Höhle zurück.
Gadung Gading Nationalpark
Obwohl die Chancen eine Rafflesia-Blüte zu sehen sehr schlecht sind, fahren wir doch in den 80 km von Kuching entfernten Nationalpark Gadung Gading. Die Fahrt geht über eine neue vierspurige Schnellstraße durch wenig besiedeltes Land. Alles super grün. Auf der Hälfte der Strecke beginnen Ölpalm-Plantagen. Allerdings sind die Plantagen hier nicht groß, es gibt immer wieder auch andere Vegetation dazwischen. Am Park angekommen erhalten wir die Information, dass von den noch zwanzig vorhandenen Rafflesia Pflanzen eine gerade im Stadium eines Kohlkopfes ist. Bis zur Blüte dauert es noch eine Woche bis sie sich entfaltet. Dann blüht diese Riesenblüte, die im Durchmesser bis zu 1 m groß werden kann, vier bis fünf Tage und es dauert bis zu einem Jahr bis diese wieder zu blühen beginnt. Wenn sie blüht verströmt sie einen Aas-Geruch, dazu die rote Farbe. Dieser Geruch zieht bestimmte Insekten an, die diese dann bestäuben. Wir wollen den Park aber trotzdem besuchen. Ein Wanderweg führt zu Wasserfällen durch den Regenwald. Der Weg sehr steil, steinig und ausgewaschen und für uns schweißtreibend. Der Pfad begeistert uns. Keine anderen Touristen außer uns. Immer wieder faszinierend den Primärwald mit seinen Geräuschen zu erleben, auch wenn die Insekten und Vögel, die diesen Sound machen nicht zu sehen sind. Am Wasserfall angekommen, sehen wir viele verschiedene kleine Frösche. Auch der Gumpen am Fuß des Wasserfalls sieht verlockend aus, um hinein zu springen, aber wir wissen nicht, ob das sicher ist und lassen es bleiben.
Nach dem Abstieg gab es im Ort Lundu erst einmal eine Laksa-Suppe. Diese scharfe Nudelsuppe mit Kokosmilch, dazu Garnelen und Hühnchen, ist eine malaysische Spezialität und stärkt hervorragend.
Für unseren Rückweg nach Kuching fahren wir am Meer entlang. Wir nehmen eine kleine Stichstraße um an den Strand zu kommen. Es ist gerade Ebbe und der Strand ist menschenleer. Wir gehen ein paar Meter am Wasser entlang, das Badewannentemperatur hat. Am Strand liegen viele entwurzelte Kokosnusspalmen dazu noch Wurzelstämme mitten im Wasser. Zeichen des ansteigenden Meeresspiegels hier? Wir wissen es nicht.
Essen in Kuching
Viele Reisende kommen anscheinend nur nach Kuching um das tolle Essen zu genießen. Wir wurden gleich bei der Ankunft darauf aufmerksam gemacht, dass aktuell das Kuching Food Festival stattfindet. Ein Besuch sei unbedingt einzuplanen. Geplant – gemacht. Schon bei der Parkplatzsuche am Abend wird klar, hier wird es voll. Hunderte Stände reihen sich aneinander zu beiden Seiten eines Mittelgangs wo auch Tische und Stühle stehen Es wird alles Denkbare angeboten, was die asiatische Küche hergibt. Koreanische Gerichte, japanische Ramensuppen, thailändische Tom Yam Suppen, Würstchen am Spieß, Innereien, Sate-Spieße, aber auch türkischen Kebab, Pommes mit Nutella und noch vieles mehr. Wir beenden unser Food Festival mit gegrillten Austern und Ginger Toping.
Malaysia | Borneo | Sabah | Kota Kinabalu
Nachdem wir den Süden von Borneo besucht haben, sind wir nun in den Norden in den Bundesstaat Sabah gereist. Mit dem Flugzeug sind wir in der Regionshauptstadt Kota Kinabalu eingereist, haben einen Mietwagen geholt und sind dann gut 800 Kilometer durch diesen Teil Malaysias gefahren. Die beiden größten Städte von Sabah geben touristisch nichts her und so sind sie für uns Ausgangspunkte der Reise.
Die Städte Kota Kinabalu und Sandakan
Im Norden von Borneo ist die Zahl der Malaien mit moslemischem Glauben deutlich größer als im Süden in Sarawak. Woran wir das bemerken? Nahezu alle Frauen tragen einen Hijab, der nur das Gesicht frei lasst. Auch die Zahl der Moscheen, die wir aus dem Auto sehen können, ist deutlich größer. Der Muezzin ruft vernehmlich zum Abendgebet und kurz vor Sonnenaufgang. Die Malaien mit den wir täglich zu tun haben, sind nach wie vor aufgeschlossen und auch zu einem Small Talk zu haben. Bestes Beispiel: Joachim wird auf dem Rückweg vom Orang-Utan Center von einer Malaiin mit Hijab angesprochen, ob noch Affen an der Fütterungsplattform zu sehen sind und es kommt zu einem kurzen Schwatz. In keinem arabisch-moslemischen Land würde eine Frau Joachim, in kurzen Hosen und T-Shirt, nie ansprechen. Hier schon. Anderes Beispiel: Um zum Abendessen ein Bier zu trinken, darf dieses nur in einer schwarzen Plastiktüte auf dem Tisch stehen.
Die Provinzhauptstadt Kota Kinabalu wurde zum Ende des zweiten Weltkrieges durch einen Luftangriff der Engländer total zerstört. Ziel war die Japaner von der Insel zu vertreiben. Von daher findet sich keine Altstadt mehr und die danach gebauten Häuser sind mittlerweile sehr in die Jahre gekommenen. Die tropische Patina lässt sie zudem ziemlich gammlig aussehen. Auch die Geschäfte und Cafés sind alles andere als anziehend. Uns scheint der Lebensstandard im Norden ist deutlich niedriger als im Süden.
Die Ölpalmen
Aus dem Flugzeug beim Landeanflug hatten wir die riesigen Ölpalmen Plantagen auf Borneo schon gesehen. Nun fahren wir seit einigen Kilometern links und rechts der Straße an ihnen entlang. Und sobald die Straße einen kleinen Hügel in der flachen Landschaft erreicht, sehen wir die Ölpalmen fast bis zum Horizont. Auch kleinbäuerlicher Anbau mit 20 oder 30 Palmen ist zu sehen. Das dann allerdings in landschaftlichen Gebieten die zu wenig anderem genutzt werden können, weil sie in der Regel an einem Hang liegen.
Geerntet werden die Fruchtstände der Palme. Diese reifen in rund fünf bis neun Monaten das ganze Jahr hindurch. Durch diese unregelmäßige Reifung, wird praktisch immer geerntet und weiterverarbeitet. Geerntet werden sie mit einem langen Stab, an dem eine sehr scharfe Sichel montiert ist. Mit dieser werden erst hinderliche Palmwedel abgeschnitten, um dann besser an den Stiel des Fruchtstandes zu kommen. Die Beeren des Fruchtstandes sind rot gefärbt. Verwendet wird sowohl die äußere Schale (Palmöl) und auch der Kern (Palmkernöl). Das Öl selbst ist etwas rötlich gefärbt.
Landläufig gilt ja der Anbau von Ölpalmen als gesellschaftlich schwierig, Regenwaldabholzung, Einsatz von Kunstdünger, gesellschaftliche Probleme. Es werden in Malaysia und Indonesien knapp 18 Millionen Hektar mit Ölpalmen bewirtschaftet, was ungefähr 90% der weltweiten Anbaufläche darstellt. Im Vergleich dazu: Mais wird weltweit auf 200 Million Hektar angebaut und Soja auf 140 Millionen Hektar. Alle Flächen waren sicherlich davor irgendwann auch mal Wald. Also den Malaien es nicht zugestehen, ihr Land landwirtschaftlich zu nutzen? Kunstdünger und Chemie wird bei Mais und Soja auch verwendet. Für die gleiche Menge an Öl zu gewinnen pro Hektar, bräuchte es die fünffache Fläche an Raps. Gerodete Flächen im Amazonas werden für ein paar Jahre für Rinderzucht genutzt, die CO² Bilanz somit negativ. Ölpalmen stehen viele Jahre, als große Pflanzen, die CO² binden können. Was wir gesehen haben, wächst auf den Flächen entweder Urwald, der keinen Ertrag erbringt, oder ausschließlich die Ölpalme. Wir sehen sonst nur ein paar Bananenstauden und hin und wieder Kokospalmen. Beide Pflanzen bringen aber im Vergleich mit der Ölpalme deutlich weniger Ertrag. Monokulturen also in allen Erdteilen, um heute 8 Milliarden Menschen zu ernähren und im Jahr 2037 dann 9 Milliarden Menschen. Schwieriges Thema!
Palmöl wird vor allem verwendet als Speiseöl oder in Margarine. Dann in vielen weiteren Lebensmitteln die eine schöne, geschmeidig cremige Konsistenz haben sollen, wie zum Beispiel Nutella. Aber auch in vielen Schokoladen und Pralinen. In vielen Kosmetika, wie in Lippenstiften und Wimperntuschen. In Reinigungsmitteln und Kerzen. Palmkern Öl wird für die Herstellung von waschaktiven Tensiden eingesetzt. Alle Wasch- und Reinigungsmittel enthalten Anteile von Tensiden, die entweder aus Erdöl oder aus Palmkernöl hergestellt werden. Und schließlich wird Palmöl auch noch als Brennstoff verwendet und war noch bis vor ein paar Jahren in unserem Biodiesel beigemischt. Sind wir uns darüber eigentlich im Klaren? So einfach lässt sich nicht auf dieses Öl verzichten!
Unser Affen Tag
Wir fahren morgens um acht Uhr raus aus der Stadt Sandakan, rund 30 Kilometer, auf der Hautstraße Richtung Landesinnere. Wir fragen uns wo soll hier der Regenwald sein? Die Straße zweispurig hin und her. Der Asphalt kaputt von den LKW-Tankern die das Palmöl in den Hafen fahren und leer zurück. Dazwischen unzählige Autos von A nach B. Dann links die Abzweigung zum Sepilok Orangutan Rehabilitation Center. Der Verkehr ist weg. Es geht noch rund 8 Kilometer bis wir den Parkplatz erreichen, auf dem schon jede Menge Kleinbusse, Pkw und die hier überall anzutreffenden Pickups stehen. Mit so vielen Besuchern hatten wir nicht gerechnet. Nun denn. Über einen mehrere hundert Meter langen Holzsteg geht es zur Aufzuchtstation. Hier werden junge Orang-Utan aufgepäppelt, um sie irgendwann wieder in den Urwald entlassen zu können. Die morgendliche Fütterung hat etwas Zooähnliches. Die Besucher sitzen hinter großen verspiegelten Fenstern und schauen den jungen Orang-Utans beim Futtern zu. Es gibt Bananen, Melonen, Karotten, Chinakohl und noch weiteres Gemüse. Da die Kleinen ja meist noch an menschlichen Kontakt gewöhnt sind und auch sehr verspielt, ist die Trennung durch die Glasscheibe eine gute Sache.
Nach einer halben Stunde ist hier Schluss und die gut und gern 150 Besucher machen sich auf den Weg zur Fütterungsplattform im Wald. Angekommen kippt der Ranger pünktlich um 10:00 seinen Bast Korb mit Futter aus. Ok, noch kein Orang-Utan der aufs Futter wartet. So warten wir beide mit allen anderen. Nichts tut sich. Nur ein einzelner Makake gibt den Unterhalter. Wir warten weiter, spähen in die Baumwipfel ob sich irgendwo durch ein Rascheln ein Affe nähern könnte. Es kommt aber keiner. So warten wir eine Stunde, bis der Ranger den Besuch an der Plattform für heute Vormittag für beendet erklärt. Anke fand das Warten zu Anfang noch gut, dass die Affen sich Zeit lassen, sich nicht an Fütterungszeiten halten und eben wilde Tiere sind, die hier kommen und gehen können. Dass aber keiner auftaucht gefällt ihr dann auch nicht. Nun denn. Hier draußen im Wald entscheiden eben die Tiere, ob sie kommen wollen oder nicht. Vielleicht haben wir mehr Glück, wenn wir am Nachmittag nochmal vorbeischauen.
Wir machen uns auf den halbstündigen Weg zu den Nasenaffen. Die leben direkt am Rand einer riesigen Ölpalmenplantage. Der Eigentümer hat einfach etliche Quadratkilometer Primärwald stehen lassen für rund 300 Nasenaffen und daraus ein wahrscheinlich ebenfalls einträgliches Geschäft gemacht. 12 Euro Eintritt pro Person sind schon ganz schön heftig für malaysische Verhältnisse. Soviel zahlen aber nur die Touristen. Für das Eintrittsgeld gibt es aber Affen und Spektakel satt. Die Nasenaffen haben sich schon auf den vielen kleinen Plattformen postiert und warten nur auf den Mitarbeiter der das Futter bringt. Dann geht es auch schon los. Alle futtern wie die Wilden, also ob es am Nachmittag nicht nochmal Futter gäbe. Die Großen, die Halbstarken, die Mütter mit zum Teil ganz jungem Nachwuchs, und dazwischen die wirklich Kleinen die gerade so von Ast zu Ast und auf die Plattformen kommen. Nach ein paar Minuten tauchen dann silbrig-graue Haubenlanguren auf. Die erhalten vom Ranger halb Meter lange grüne Bohnen zu fressen. Die Languren sind auch völlig unerschrocken und nähern sich den Besuchern bis auf Armeslänge. Die Nasenaffen sind dagegen auf Abstand bedacht. Nach einer halben Stunde ist das Gemüse verputzt, die Nasenaffen ziehen sich langsam in die Bäume zurück und suchen eine Position zum Verdauungsschlaf. Die letzten kleinen Affen machen noch ein bisschen Action, dann kehrt absolute Ruhe ein.
Auf dem Rückweg zur Orang-Utan Station noch schnell ein paar gebratene Nudeln an einem kleinen Stand. Wie immer lecker, reichhaltig und richtig günstig. Bevor wir uns zum zweiten Mal auf den Weg zur Fütterungsplattform machen, noch einen Tee und so gestärkt gehen wir wieder die paar hundert Meter durch den Regenwald. Am Nachmittag ist das Zirpen und der sägende hohe Ton der Zikaden ohrenbetäubend. Auch ist es deutlich wärmer, obwohl kaum Sonnenlicht bis auf den Boden kommt. An der Plattform angekommen, wir können es kaum glauben, haben wir Glück. Ein großer stattlicher männlicher Orang-Utan lümmelt auf der Plattform herum und zerkaut die liegen gelassene Kokosnuss vom Vormittag. Dieser ist 23 Jahre alt und war seit 14 Tagen nicht mehr auf der Plattform zu sehen. Die Ranger waren sehr glücklich über seinen Anblick und gaben uns zu verstehen, dass wir heute richtig großes Glück haben. Der Ranger bringt dann das am Vormittag nicht verputzte Futter. Der wirklich große Orang-Utan Mann lässt sich alle Zeit mit den Bananen und dem Gemüse. Duldet nur einen kleinen Makaken in seiner Nähe, der aber genau aufpasst ob der Riese ihm nicht eine wischt. Nach einer halben Stunde kommt noch ein halbwüchsiger Orang-Utan dazu. Zuletzt schwingen sich noch zwei Kleine aus der Aufzuchtstation auf die Plattform, die nicht allzu weit ist. Nach dem Futtern legt sich das große Männchen gemütlich auf die Plattform, krault sich das Fell und döst dann so dahin. Wir können ihn mit Fernglas und Teleobjektiv genau beobachten. Sein Gesicht hat die charakteristischen Hautlappen an den Seiten, die Finger sind lang und faltig, der Daumen an der Seite abgespreizt und zu den anderen vier Fingern sehr klein. Nach einer Stunde ist für uns Schluss und wir müssen die Plattform verlassen. Dies mit tollen Eindrücken und unzähligen Fotos auf den Kameras. Glücklich und total verschwitzt in der Hitze und Schwüle geht es zum Auto zurück.
Was für ein „Monkey Day“!
Der Berg Mount Kinabalu im gleichnamigen Nationalpark.
Zwischen der Westküste Borneos und dem Osten faltet sich ein Gebirge auf, in dessen Mitte der Mount Kinabalu mit 4095 Meter Höhe liegt. Gleichzeitig der höchste Berg Südostasiens. Zum Eingang in den Nationalpark schlängelt sich eine sehr befahrene Straße das Gebirge hinauf mit entsprechend Verkehr. Es ist die einzige West-Ost Verbindung. Die Straße ist stellenweise unglaublich steil, was dazu führt, dass die überladenen und schwach motorisierten LKW kaum über Schrittgeschwindigkeit hinauskommen. Überholen ist also angesagt. Am „wichtigsten“ haben es hier die Toyota Hilux oder Toyota Landcruiser. Ein Vergleich mit 5er BMW und Audi A6 auf deutschen Autobahnen kommt dem Verhalten hier sehr nahe. Wir haben keine Eile und kommen auch gut voran.
Die Gegend ist ein Gemüse Anbaugebiet, auch Tee wird hier kultiviert. Bei einer Pause genießen wir Sabah-Tee und Tee-Waffeln und Pfannkuchen. Das Gemüse ist an den Ständen portioniert und sauber in Plastikschalen und Folie verpackt. Warum dieser Verpackungsmüll sein muss, konnten wir nicht herausfinden. Und dann die vielen vielen Stände mit Durian-Früchten. Durian ist eine oft Fußball große Frucht mit einer festen stacheligen Haut. Ihr Geruch ist süßlich, gegoren, unangenehm und meterweit zu vernehmen. Gegessen werden die Stücke im Inneren mit Handschuhen. Wahrscheinlich bekommt man den Geruch nie wieder von den Fingern. In Singapur dürfen diese Früchte nicht in den öffentlichen Verkehrsmitteln transportiert werden und in allen Unterkünften stehen Verbotsschilder. Wir konnten uns bisher nicht überwinden diese Frucht zu probieren. Was auf dem Weg durch die Berge sofort auffällt sind die mehrere Meter hohen Kreuze mit einem aufgemalten Jesus am Kreuz. Dazu noch die Schilder wie die jeweilige katholische Kirche heißt. 25% der Bevölkerung in Sabah bekennen sich zum Katholizismus.
Das alles überragende Bergmassiv hält leider auch die Regenwolken auf, was dazu führt, dass es sehr viel regnet. Sehr viel bedeutet im Jahr rund 3000mm Niederschlag. Die üppige Nebelwaldvegetation kommt eben nicht von ungefähr. Die Unterkunft in der wir übernachten hat einen tollen Blick am frühen Morgen für uns. Der Blick geht auf der einen Seite weit in die umgebenden Berge und Täler. Dort hängen noch weiße Reste von Regenwolken aus der Nacht. Auf der anderen Seite der freie Blick auf den Mount Kinabalu. Allerdings nur ein kurzes Vergnügen, denn eine halbe Stunde später ist er komplett von Wolken eingehüllt. Gegen 9:00 beginnen wir unsere Wanderung im Nebelwald. Es geht einen schmalen Pfad leicht den Hang hinauf. Immer an einem Bachlauf entlang. Durch den vielen Regen ist der Weg mitunter tief schlammig, sodass wir sehr darauf achten nicht mit den Schuhen zu tief einzusinken. Der Wald hier auf 1600 Meter Höhe, ist gekennzeichnet durch sehr dichtes Unterholz und wenige dickstämmig Bäume. Die wenigen die es gibt wachsen auch keine 25 Meter hoch. Was ein Kontrast zu den Wäldern im Tiefland mit ihren Urwaldriesen. Hier lässt es sich bei 18 Grad aber gut laufen. Leider gibt es außer der Flora wenig zu sehen. Keine Vögel, keine Insekten und von anderen Tieren sowieso nicht zu sprechen. Nach zwei Stunden haben wir die Runde beendet und kurz bevor wir das Auto erreichen, fängt es heftigst zu regnen an und wir machen die letzten Meter im Sprint.