Vereinigte Arabische Emirate 2024

Vereinigte Arabische Emirate 2024

Autoren: Anke und Joachim

Datum: Dezember 2024

Abu Dhabi – Prunk, Pracht und Protz

Was uns auf den ersten Kilometern in Abu Dhabi als erstes auffällt: Der Straßenbelag ist wieder top und die Geschwindigkeitsbegrenzung auf der mehrspurigen Autobahn liegt bei 160km/h und viele fahren auch so schnell. Wir sind auch zügig unterwegs, da es von der Grenze mit Saudi-Arabien bis Abu Dhabi Stadt doch gut 250 Kilometer sind. Auf halber Strecke ist die Wüste dann vollgestellt mit Strommasten und Leitungen und kurze Zeit später sehen wir den Grund. Hier steht ein Atomkraftwerk mit Zugang zum Meer. Gebaut von den Koreanern in Rekordzeit und aktuell betrieben von Indern. Produziert 25% des Strombedarfs der Vereinigten Arabischen Emirate. Da es schon spät am Nachmittag ist, fahren wir von der Autobahn ab und suchen uns einen ruhigen Platz am Meer. Es bleibt auch ruhig, allerdings mit einem speziellen Besuch. Neben uns parkt ein weißer Bentley und es steigt ein älterer Herr aus, der uns aufs herzlichste im Emirat Abu Dhabi begrüßt. Aber mit dem Herrn stimmt doch was nicht. „Ja“ sagt er, „er trinkt halt gerne Whiskey und wenn ihm dann langweilig ist, fährt er die paar Kilometer von zu Hause an den Strand“. Oft verfolgt von einem seiner Söhne mit eigenem Auto, die auf ihn aufpassen. Passiert sei noch nie was. Wir plaudern ganz nett und nach 20 Minuten bleiben wir erstaunt zurück.

Abu Dhabi empfängt uns am nächsten Tag mit viel Verkehr und so brauchen wir doch etwas Zeit bis wir im „Cultural District“ ankommen, wo das Louvre Museum seinen Platz hat. Die Parkplätze voll belegt und es sind sehr viele Besucher auf dem Weg vom und zum Museum. Das Gebäude steht teilweise im Wasser einer Meeresbucht und ruht auf großen quadratischen weißen Blöcken. Diese sind unregelmäßig verteilt, unterschiedlich groß und vom Inneren des Museums geben sie auch den Blick nach draußen frei. Wobei der Blick auf einen kleinen Hafen geht, ein Getreidesilo, die Baustelle des Guggenheim Museum und auf ein im Bau befindlichen Apartmentkomplex. Wenig attraktiv die Sichtachsen. Alles ist überwölbt mit einer riesigen grauen umgedrehten Untertasse. Die hat eine netzartige Struktur, sodass Tageslicht in den Innenhof des Museums einfallen kann und gleichzeitig Schatten spendet. Der Rundgang durchs Museum offenbart für uns: Alles und Nichts. Erlesene Ausstellungsstücke aus der ganzen Welt. Ägyptische Mumien, Bronzeskulptur von Rodin, mannshohe Buddhastatuen aus Messing, griechische Götter in weißem Marmor, afrikanische Holzfiguren, Gold und Silbermünzen. So geht es von einem Ausstellungsraum in den nächsten. Der rote Faden ist die Zeit und wie der Mensch sich in der Zeit künstlerisch ausgedrückt hat. Für uns hat das irgendwie nicht zusammengepasst. Der letzte Raum bevor es in den Innenhof geht zeigt großformatige tiefblaue Bilder mit weißen Linien, die ein eigenständiges Alphabet stilisieren sollen. Gemalt im 21. Jahrhundert und im Kontrast dazu stehen davor Felszeichnungen von Jägern und Sammlern aus Saudi-Arabien.

Was steht noch auf unserer Liste der Sehenswürdigkeiten: Zum einen der Emirates Palace und die Sheikh Zayed Grand Mosque. Um zum Emirates Palace zu kommen, fahren wir etliche Kilometer an der Corniche entlang, lassen das 7 Sterne Hotel Emirates Palace links liegen und folgen den Schildern zum Parkplatz. Von hier werden wir dann mit einem Shuttlebus durch die Grünanlagen zum Gebäude gefahren. Das Gelände umfasst ein Areal von 54 Fußballfelder und der Palace ist auch kein Palast zum Wohnen für den Emir, sondern hier wird regiert und repräsentiert. Und wie repräsentiert wird. Prunk, Pracht und Protz finden sich hier sowohl in der weiß gleisenden Gebäudehülle im Sonnenlicht, im riesigen Vorhof und als auch im Inneren. Die Innenarchitektur für unseren Geschmack völlig überladen mit unglaublich vielen verschiedenen Mustern, Motiven und Farben. Zum Glück gibt es eine kleine Tafel die Orientierungshilfe gibt. Der Herrscher hat sich selbst mit dem Design befasst und herausgekommen ist der „Khalifa Stil“, der laut Tafel jetzt auch weltweit Einzug hält. Die große Halle selbst symbolisiert, sehr kurz gefasst die „Weisheit des Herrschers“. Schön, dass es solche Tafeln mit Erklärung gibt. Nach dem Staunen und wieder im Freien, warten wir kurz auf einen Shuttlebus der uns zurück zum Visitor Center bringt. Was uns auch beeindruckt hat: Der Emirates Palace hat wohl 500 Millionen Euro gekostet und die hunderttausenden von Besuchern jedes Jahr, zahlen 20 Euro Eintritt, so auch wir.

Da freuen wir uns über den freien Eintritt in die Sheikh Zayed Grand Mosque. Hier sind die Parkplätze auch ewig weit entfernt. Shuttle Busse gibt es nicht. Dafür Rolltreppen die in den Untergrund führen. Dort werden die vorab gebuchten Eintrittskarten, die nur zu einer bestimmten Uhrzeit Zutritt gewähren gescannt, notwendig um die Besuchermassen zu lenken. Seit Eröffnung im Jahr 2007 sind knapp 7 Millionen Besucher vor uns da gewesen. Nach dem Stopp für die Eintrittskarte wird geprüft, ob die Besucher auch entsprechend bekleidet sind. Männer lange Hosen und Frauen Kopftuch, lange Ärmel und bedeckte Beine. Es folgt im Untergrund ein Weg durch einen Food Court, an Souvenirläden, Parfümständen und Spielzeuggeschäften vorbei, um dann über einen ewig langen Gang, gehalten im Flughafenstil, an eine Rolltreppe zu gelangen, die einen dann direkt an der Moschee ans Tageslicht befördert. Und dann steht sie vor einem: Ein unglaublich schönes, bezauberndes und märchenhaft wirkendes Gebäude aus 1001 Nacht. Die Säulen mit goldenen Kapitellen, die Seiten der Säulen verziert mit eingelegten farbigen Steinen, die florale Motive bilden. Die ganze Moschee in schneeweißem Marmor gehalten. Der Innenhof gäbe Platz für 42.000 Betende. Wir zweifeln ob außer den Männern die permanent den Boden reinigen, überhaupt jemand darauf treten darf. Die im Boden des Innenhofes eingelassenen mehrere Meter großen Mosaiken, die Iris, Lilien und Rosen zeigen, sind faszinierend. Die Blüten scheinen fast auf dem Boden zu schwimmen, so blank ist der Boden poliert. Auch hier eine Tafel die Auskunft gibt. Es handelt sich um das größte Mosaik der Welt. An jeder Ecke stehen Security Mitarbeiter die peinlich darauf achten, dass die Besucher sich an den vorgegebenen Weg halten und ganz besonders darauf achten, dass die Besucher keine hier unzulässigen Gesten zeigen. Also sich in den Arm nehmen, schon gar nicht küssen, auch mit den Händen das weltweite beliebte Herzzeichen und vieles mehr ist verboten. Kommt es dann doch zum Selfie mit der Moschee im Hintergrund wird energisch eingeschritten und die Bilder müssen vom Smartphone unter Aufsicht der Security gelöscht werden. Bevor wir Eingang in die Gebetshalle der Moschee für die Männer erhalten, werden die Eintrittskarten nochmals kontrolliert, warum auch immer. Der Innenraum: Prunk, Pracht und Protz. Die Innenarchitektur passt so gar nicht zur Gebäudehülle. Auch hier eine kleine Tafel die verkündet, es handelt sich um den weltweit größten handgeknüpften Teppich der hier ausgelegt ist. Geknüpft im Iran, unter anderem mit neuseeländischer Schafwolle. Die Idee zum Bau kam vom Herrscher selbst nach dem die Moschee auch benannt ist: Sheikh Zayed bin Sultan Al Nahyan. Mit dem Bau wurde 1994 begonnen, fertiggestellt im Jahr 2007 und Sheikh Zayed starb im Jahr 2004. Sein Mausoleum ist ebenfalls auf dem Gelände, allerdings nicht direkt zugänglich. Joachim frägt trotzdem einen der zahlreichen Security Aufpasser und der schickt uns über den Innenhof an der Moschee entlang, gibt seinem Kollegen auf der anderen Seite per Funk Bescheid, da kommen Zwei auf dem Weg zum Mausoleum. Die Grabstätte unter freiem Himmel ist gehalten wie für jeden Moslem auf der Welt. Bescheiden mit einer kleinen Steele am Kopfende. Nach fast zwei Stunden Staunen geht es wieder mit der Rolltreppe in den Untergrund und zurück zum ULG.

Der Moschee gegenüber liegt auf einem kleinen Hügel die Gedenkstätte für die Märtyrer der Vereinigten Arabischen Emirate. Männer und Frauen die sowohl im Krieg, vor allem in den letzten Jahren im Jemen, aber auch im humanitären Einsatz weltweit ums Leben gekommen sind. Die Lage der Gedenkstätte ist perfekt, um die Moschee im Sonnenuntergang zu erleben. Dazu kommt noch eine kreisrunde Wasserfläche in der sich die Moschee spiegelt. Wir sind fast alleine hier, was uns wundert bei den vielen tausenden Besuchern der Moschee. So können wir ohne wild knipsende Touristen und entsprechendem Lärm das sich ändernde Licht auf die Silhouette der Moschee beobachten. Sobald die Sonne untergegangen ist, wird sie blau beleuchtet. Je dunkler der Himmel, umso blauer leuchtet der weiße Marmor. Eine tolle Stimmung und ein toller Ausklang eines aufregenden Besuchstages in Abu Dhabi.

Die zweitgrößte Stadt im Emirat Abu Dhabi wollen wir auch besuchen. So nehmen wir die vierspurige Autobahn nach Al Ain. Bis dorthin sind es gut 130 Kilometer und was uns staunen lässt und mehrfach den Kopf schütteln, die ganze Strecke ist links und rechts begrünt. Es wachsen Bäume, Sträucher und Dattelpalmen. Dabei fahren wir durch die Wüste. Bei genauem Hinsehen sind die schwarzen fingerdicken Bewässerungsschläuche zu sehen. Hier wird eine Unmenge an entsalzenem Meerwasser vergossen, für den Eindruck eben nicht durch die Wüste zu fahren.

Angekommen in Al Ain fahren wir zum Al Jahil Fort. Dieses erbaut in den Jahren um 1890 und mittlerweile hervorragend restauriert mit dem Knowhow von deutschen Architekten und Archäologen. Das Fort diente in seinen Anfangsjahren zum Schutz der Oase Al Ain und seiner Bewohner und ist mittlerweile Teil der UNESCO Weltkulturerbestätte Al Ain. Die Anlage ist schön zu besichtigen, aber uns hat ganz besonders eine Dauersaustellung fasziniert. Das Leben von Wilfred Thesiger, im Arabischen genannt Mubarak bin London. Ein britischer Abenteurer der sein Leben im 20. Jahrhundert in Arabien verbracht und schier unglaubliche Reisen unternommen hat. Dazu ein begnadeter Fotograf und so ist jede der ausgestellten schwarz-weiß Fotografien bestaunenswert. Besonders jene Fotografie die das Fort im Jahr 1940 zeigt. Ein schon etwas von den Naturgewalten angegriffenes Fort, das ganz alleine im Sand steht, umgeben von ein paar mageren Bäumen. Heute dagegen umgeben von der Millionenstadt Al-Ain.

Die zweite Attraktion von Al Ain ist ein Berg, der Jebel Hafit. Dieser liegt am Stadtrand und erhebt rund 1.250 Meter gegenüber der umliegenden Landschaft. Der Gipfel ist über eine Straße erschlossen der wir nach oben folgen. Oben angekommen sind wir etwas enttäuscht, denn es gibt nichts besonders hier. Ein Detail zeigt uns dann aber wie wichtig sich die Macher von Abu Dhabi wieder einmal wähnen. Laut einer großen Tafel handelt es sich um eine der zehn spektakulärsten Bergstraßen der Welt. Wir können da nur leicht schmunzeln, ob dieser maßlosen Übertreibung.

Was uns allerdings ganz gut gefällt ist die Oase selbst von Al Ain, die mittlerweile mitten in der Stadt liegt. In der Morgensonne schlendern wir durch die Oase, können den Arbeitern beim Dünger verteilen zusehen, sehen wie sie die Palmen stutzen und hören den Vögeln beim Singen und Zwitschern zu.

Ganz anderes geht es dagegen auf dem Viehmarkt von Al Ain zu. Der liegt verständlicherweise am Stadtrand und so sind es gut 10 Kilometer die Stadt hinaus. Wir zweifeln noch ob heute am Freitag der Viehmarkt stattfindet. Kaum haben wir geparkt wird klar, Freitag ist ein guter Tag und zudem ist es ein ständiger Markt. Dem Markt für die Ziegen und Schafe schenken wir wenig Beachtung, wir gehen gleich zu den Kamelen. Es sind hunderte an Kamelen die in Gattern von fünf mal fünf Metern stehen. Interessierte Käufer fahren mit ihren Geländewägen langsam an den Gattern vorbei. Manche steigen aus und beginnen ein Gespräch mit den Verkäufern. Einen Kauf mit anschließender Verladung sehen wir allerdings nicht. Dafür einen potentiellen Käufer der frische Kamelmilch probiert. Wie er die Qualität der Stute feststellen kann? Das Melken klappt nur mit dem Jungtier, das eng an der Mutter steht und diese es so im Augenwinkel sehen kann. Ein Stück weiter lautes Schreien, Grunzen und Wehklagen eines stattlichen Kamels. Den Kopf mit einem Strick am Gatter befestigt, dann auf die Beine gezwungen und noch den Schwanz zur Sicherheit verdreht. Dann geht es schnell und am Hals wird eine stattliche Blutprobe entnommen. Ein Stück weiter kommen wir an recht jungen und schlanken Kamelen vorbei, Rennkamele. So schlendern wir von einem Gatterbereich in den nächsten. Gerne hätten wir mit den Männern, die hier arbeiten, geredet, um mehr über die Kamele zu erfahren. Leider sprechen die kein Englisch und wir kein Arabisch. So bleibt es für uns beim Schauen und Beobachten.

Dubai – ausufernd, angeberisch und großspurig

Unsere Tage, die wir in Dubai verbringen wollen, haben einen ganz anderen Charakter, als unsere bisherige Reise. Zunächst müssen wir uns allerdings mit dem unglaublich vielen Verkehr von Dubai abgeben. Stau auf mehrspurigen Straßen, Ampeln und Autos wohin das Auge schaut. Sind wir nicht mehr gewohnt und nervt uns auch ein bisschen. Abwechslung im Verkehr bringen nur die ganz teuren Autos, die es in dieser Anzahl wohl nur in Dubai gibt. Bentleys, Rolls Royce, Ferraris, Lamborghinis, McLarens. Die Porsches und Mercedes AMG fallen da kaum auf. Unser ULG fällt allerdings schon auf. Das hilft uns ungemein, als wir auf der Insel The Palm am St. Regis Hotel nach einem Parkplatz suchen. Den gibt es eigentlich nicht, weil der ULG einfach zu hoch ist für die Tiefgaragen. Da wir eine Einladung zum Abendessen im Hotel haben, weist uns der Chef der Lobbyauffahrt einen besonderen Platz zu. Der Rolls Royce neben uns sieht doch gar nicht so groß aus. Zum Abendessen sind wir mit Herrn Khosravipour und seiner Frau Tina verabredet. Joachim und Herr Khosravipour verbindet eine 25-jährige Beziehung die erst geschäftlich über Elring im Iran begann. Im Lauf der vielen Jahre hat sich dann auch eine Freundschaft entwickelt. Die Freude sich nach Jahren wieder persönlich zu sehen ist groß. Es wird dann ein langer Abend.

Auch der nächste Tag steht zunächst im Zeichen der beruflichen Vergangenheit von Joachim. Wir buchen uns Eintrittskarten zur Ersatzteilmesse „Automechanika“ und treffen uns mit ehemaligen Kollegen. Boris hat uns einen Kraftstofffilter mitgebracht und Dietmar ein AGR-Ventil. Dafür sind wir sehr dankbar. Wir unterhalten uns eine Weile über unsere Reise, über Dubai und über Dies und Das. Für die beiden ruft dann wieder die Arbeit und wir schlendern über die Messe zu einem Ausgang mit Metro Anbindung.

Die nehmen wir und fahren drei Stationen zur Dubai Mall. Die mittlerweile nur noch die zweitgrößte Shopping Mall weltweit ist, gemessen an der Fläche. Nur übertroffen von der Iran Mall in Teheran. Wir schlendern durch die Gänge und können so recht nichts Besonderes oder Aufregendes entdecken. Durchaus interessant ist das sehr große Aquarium, in dem Haie und Rochen langsam ihre Bahnen ziehen. Dazwischen Fischschwärme verschiedener Arten.

Die Eisbahn zum Schlittschuhlaufen lassen wir aus und auch die Wasserspiele vor der Kulisse des Burj Khalifa. Der Turm mit seiner Höhe von 829 Metern ist sehr imposant und vor allem ragt er doch um so vieles höher in den Himmel, im Vergleich mit den anderen Hochhäusern die ihn umgeben.

Uns reicht es jetzt erstmal mit Stadt, Häusern und den vielen Menschen um uns herum. Wir freuen uns auf ein gemeinsames Abendessen mit Farzad und Parinaz die aus Teheran angereist sind. Das letzte mal hatten wir uns im August in Armenien gesehen. Es wird ein langer Abend und wir gehen auseinander ohne zu wissen wann wir uns wiedersehen werden.

Bevor wir das Emirat Dubai verlassen wollen wir uns noch den Souk anschauen. Der liegt im alten Teil von Dubai und von daher schwierig einen Parkplatz zu finden. Wir stauen uns durch die engen Gassen und finden dann einen Parkplatz der auch noch einen Stellplatz für uns hat. Geschafft. Dieser Teil von Dubai City mit seinen Gebäuden aus den 1960er und 1970er Jahren ist mittlerweile die Heimstatt der vielen Menschen vom indischen Subkontinent, die hier leben und arbeiten. Und so zeigt sich der Stadtteil auch. Die Geschäfte bieten Waren für diese Menschen an, es riecht nach Indien aus den Restaurants und Imbissbuden und die Häuserecken sind, mit der Spuke vom Betelnuss kauen, orangebraun versaut. Und das obwohl der Betelnuss Konsum unter Strafe steht. Trotz all dem, ist es interessant auch diesen Teil der Glitzerstadt Dubai zu sehen. Auch der Souk ist wesentlich interessanter mit den angebotenen Alltagsnotwendigkeiten. Nach einigen hundert Metern ändert sich das Angebot des Souk schlagartig. Ab jetzt sind wir im „Touristensouk“, mit all dem Nepp und Nippes den Touristen offensichtlich kaufen. Auch die Verkäufer sind nun recht aufdringlich mit ihren immer gleichen und blöden Sprüchen.

Wir biegen ab, nehmen ein Wassertaxi über den Dubai Creek und laufen dann den anderen Touristen hinterher in den Gold Souk von Dubai. Der ist wenig attraktiv, kaum authentisch, nur ein paar richtig prachtvolle Geschäfte und das ganze auf vielleicht 300 Metern Länge. Wir nehmen das Wassertaxi zurück, laufen nochmal durch das indische Viertel zurück zum Sprinter und nehmen eine der ersten Autobahnauffahrten nach Norden. Leider staut sich der Feierabendverkehr nach Norden heftig, sodass wir doch recht lange brauchen bis wir Dubai hinter uns lassen. Wir brauchen nun etwas Abstand von der Hektik und der ständigen Lärmkulissen von Dubai.

Die anderen Emirate Umm al-Qaiwain – Sharjah – Fujairah -Ras al Khaimah – Adjman

Auf dem Weg nach Norden kurz vor der Verwaltungsgrenze der Emirate Dubai und Sharjah biegen wir von der Autobahn ab und fahren zu einem der wenigen Geschäfte, die Alkohol verkaufen. Selbst in Dubai müssen wir uns mit dem Reisepass im Geschäft anmelden, um Alkohol kaufen zu können. Sharjah selbst ist ein „trockenes“ Emirat, also gar kein Alkohol. Nur eine schmale, unscheinbare und blickdichte Türe führt hinein in den Laden, welche von außen kaum als Eingang zu erkennen ist. Ist man erstmal drin gibt es Auswahl noch und nöcher. Wein aus der ganzen Welt, Gin, Whisky, Wodka. Einfach alles ist im Angebot. Nach unserem Einkauf werden unsere sechs Flaschen Wein von einem Angestellten in den ULG getragen. Damit wir wohl bloß nicht für einen Dritten eingekauft haben. Das Gefühl dabei ist, hier findet fast etwas Illegales statt. Dieses Gefühl hatten wir ganz besonders kurz vor der Grenze in den Oman. Der Alkoholladen liegt in einer Sackgasse die am Meer endet. Die Straße voller Schlaglöcher und das Geschäft so zurückgesetzt, dass es von der Straße nicht einsehbar ist. Der schwarze Eingang tut dann sein Übriges dazu. Aber auch hier ein überwältigendes Angebot.

Im nördlichen Emirat Ras al Khaimah, welches eine Landesgrenze mit dem Oman hat, sind es nur 30 Kilometer Luftlinie von unserem Übernachtungsplatz bis zum Meer, dem indischen Ozean. Vor uns entfaltet sich eine beeindruckende Berglandschaft. Auch dieses Emirat will im Tourismus mitmischen und hat auf den höchsten Berg der Emirate, den Jebel Jais eine Straße gebaut. Und was für eine. Zwei Spuren bergauf und eine Spur bergab, dazu jeweils ein Standstreifen. Die Kurven weit geschwungen und alle paar Kilometer große Parkplätze mit fantastischem Blick in die Berglandschaft. Und die Temperatur auf 1.000 Meter beträgt angenehme 20 Grad.

Wir kommen am Nachmittag am Ende der Straße an, schnüren unsere Wanderschuhe, nehmen die Wanderstöcke in die Hand und folgen einem schmalen Pfad mitten hinein in die Berglandschaft. Hinter jeder Biegung des Weges gibt es neue Blicke und Perspektiven auf die umgebenden Berge. Die tief stehende Sonne wirft lange Schatten in die Täler und die faltigen Berghänge und das Licht wird mit jeder Minute dramatischer.

Kurz vor Sonnenuntergang sind wir zurück am Auto, fahren ein paar Kilometer bergab und parken auf einem der großen Parkplätze. Es dauert auch nicht lange und wir sind nicht mehr allein. Zelte für die Nacht werden aufgebaut, Stühle aufgestellt und kleine Grills werden angefacht. Alles im allem eine friedliche und entspannte Atmosphäre. Das Einzige was die Ruhe am Berg stört sind die Verrückten die im Dunkeln in Rennfahrermanier ihre Autos den Berg hochjagen. Gerne mit Klappenauspuff und hochtourig röhrenden Motoren. Diesem Krach und Lärm ist leider schwer zu entkommen an den touristisch schönen Orten und besonders an den Wochenenden. Gilt leider für alle Länder die wir in den letzten Wochen bereist haben. Im Lauf der Nacht kehrt dann Ruhe ein, auch weil viele Familien und Gruppen dann doch nicht über Nacht bleiben.

Die Morgensonne vertreibt schnell die kalte Luft der Nacht. Wir haben die Fahrräder bereit gemacht und radeln noch früh am Vormittag bis hinauf auf den Gipfel des Jebel Jais. Die letzten fünf Kilometer sind für den Verkehr gesperrt, so haben wir die breite Straße für uns alleine. Zusammen sind es dann 11 Kilometer bergauf mit 650 Höhenmeter.

Bevor wir an den indischen Ozean ins Emirat Fujairah fahren, haben wir uns eine Wanderung in den Bergen im Wadi Naqab ausgesucht. Von der Asphaltstraße sind es gut sieben Kilometer bis die Piste endet und wir parken. Dann geht es zunächst noch ganz gut im Wadi über Kies und kleinere Steine entlang. Je weiter wir aber vorankommen, desto gröber werden die Steine und an manchen Stellen müssen die riesigen Felsbrocken auch überklettert werden. Etliche davon sind extrem unterspült und wir versuchen uns vorzustellen, welche Wassermassen hier herunterstürzen, wenn es dann mal regnet. Nach gut einer Stunde kommen wir an die Stelle an der es zu steil ist um weiter voran zu kommen. Da es auch schon spät am Nachmittag ist und die Dunkelheit innerhalb von wenigen Minuten hereinbricht, drehen wir um und kommen so noch gut am ULG an. Mittlerweile ist der kleine Parkplatz leer und wir parken um, sodass uns der auffrischende Wind nicht groß stört. Und das Beste für die kommende Nacht. Absolute Stille und kein Mensch hier außer uns.

Den indischen Ozean erreichen wir auf einer neuen Autobahn die sich von den Bergen hinunter zieht. Ein Tunnel reiht sich an den anderen. Wir fühlen uns fast wie in den europäischen Alpen, stellen fest, dass die Emiratis Respekt haben in den langen Tunneln zu fahren, da sie deutlich langsamer unterwegs sind.

Wir wollen ein paar Tage am Strand verbringen und sind maßlos enttäuscht. Es findet sich kein öffentlicher Strand der nicht aus unserer Sicht völlig vermüllt ist. Plastiktüten hängen in den Bäumen, Plastikflaschen unterschiedlichster Größe liegen im Sand und die Grillkohlenreste sprenkeln den Sand schwarz. Alles verziert mit bunten Glasscherben. Am Ende finden wir dann doch noch einen Abschnitt an dem wir für eine Nacht bleiben. Vom Sprung in den warmen indischen Ozean mit seinem glasklaren Wasser lassen wir uns aber nicht abhalten. Unser nächster Nachbar am Strand ist Nasser aus Dubai und steht hier mit seinem Wohnwagen. Kaum, dass wir die Stühle vor dem ULG stehen haben, kommt er mit einem gegrillten Fisch. Sie hätten einfach zu viel Fisch gekauft. Halbe Stunde später sieht er uns beim Tee und bringt eine Schale mit Datteln vorbei. Wir unterhalten uns sehr nett mit ihm. Als wir dann den leckeren Fisch verputzt haben und mehr als satt sind, kommt er ein letztes Mal vorbei mit zwei frischen Spießen Kebab vom Grill. So klingt unser letzter Abend in den Vereinigten Arabischen Emiraten aus, mit großzügiger arabischer Gastfreundschaft.